Hobbyastronomie am Tag: Eine Reise zur SONNE im Mai
- am 5. Mai 2013
- von Chris
- In Aktuell, Beobachtungen
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Es ist ein Sonntag im Mai (05.05.2013). Endlich haben sich heute einmal die Wolken fast ganz verzogen und wir konnten im Siebengebirge einen wunderschönen Tag in der Sonne genießen. Sternfreunde Siebengebirge kommen der Sonne dabei viel näher als andere Menschen. Mit Ihren Teleskopen und Sonnenfiltern gehen sie auf der Sonnenoberfläche geradezu spazieren. Das Tollste daran ist: Das können SIE auch!
Foto oben: Riesige Sonnenflecken kann man auf der Sonnenoberfläche beobachten. Hier eine Fleckengruppe, die ich am 5. Mai 2013 fotografiert habe. Der große Fleck links ist dabei rund 2-3 mal so groß wie unsere Erde! (c) Christian Preuß
Sternfreunde, Hobbyastronomen oder Amateurastronomen (egal wie man sich nennen möchte) gelten als nachtaktive Menschen. Sie nutzen jede sich bietende Gelegenheit, um Ihre Teleskope in sternklarer und dunkler Nacht aufzubauen. Der nächste Stern, den wir von der Erde aus beobachten können, ist aber unsere eigene Sonne. Sie scheint nur tagsüber. Unsere Erde dreht sich, daher geht die Sonne morgens im Osten auf und abends im Westen unter. So entstehen Tag und Nacht. Die Sternfreunde Siebengebirge sind daher auch tagsüber aktiv, wenn man unsere Sonne am Himmel beobachten kann. Mit geeigneten Sonnenfiltern höchster optischer Qualität, vor den Objektivöffnungen ihrer Teleskope, beobachten sie die Sonne im Weißlicht.
Riesige Sonnenflecken auf unserem Heimatstern
Heute habe ich die Sonne beobachtet. Gegen 15.00 Uhr MESZ (mitteleuropäische Sommerzeit) baute ich mein Dobson Spiegelteleskop (Objektivöffnung D=20cm, Brennweite f=1200mm, Öffnungsverhältnis f/6) im Garten auf. Vor dem kleinen Sucherfernrohr und der Tubusöffnung des Teleskops brachte ich spezielle Sonnenfilter* (in meinem Fall Astro-Solarfolie von Baader) an. Ein solcher Sonnenfilter ist unbedingt notwendig(!) und lässt nur noch einen winzigen Bruchteil des Sonnenlichts in das Teleskop. Auf diese Weise kann man die Sonne beobachten ohne geblendet zu werden oder gar sein Augenlicht zu verlieren.
Foto: Vergrößerte Ansicht eines Sonnenflecks aus der Aufnahme ganz oben. Zum Größenvergleich findet sich unten rechts ein Foto der Erde im selben Maßstab. 5. Mai 2013, (c) Christian Preuß. Hier finden Sie die Gesamtaufnahme in einer noch größeren Version!
Bei meinem Blick durchs Teleskop konnte ich viele Flecken auf der weißen Sonne erkennen. Sonnenflecken entstehen, wenn Magnetfeldlinie der Sonne durch ihre eigene Oberfläche dringen und dabei die sie umgebende Sonnenmaterie abkühlen. Viele dieser Flecken sind größer als unser ganzer Heimatplanet Erde! Auch gut zu sehen ist die Granulation auf der Sonnenoberfläche, die sich ständig ändert. Heiße und gigantische Gasblasen steigen dabei aus dem Inneren der Sonne an die Oberfläche und sinken wieder nach unten. Sehr interessant ist auch der genaue Blick auf den Sonnenrand. Hier erscheint die Sonnenoberfläche etwas dunkler und Sonnenflecken werden perspektivisch verzerrt. Der Grund dafür ist, dass es sich bei unserer Sonne um eine Kugelsphäre handelt. Durch ein Teleskop sehen wir also tatsächlich die Sonne als einen dreidimensionalen Gasball im All.
Sonnenfotografie mit einfachen Mitteln
Nach der Beobachtung habe ich das Sonnenbild mit meiner digitalen Kompaktkamera fotografiert. Ich verzichtete dabei (wie schon bei der partiellen Mondfinsternis) auf einen aufwendigen Aufbau und hielt die Kamera einfach freihändig hinter das Weitwinkelokular im Okularauszug meines Teleskops. Die Einstellung der Schärfe und der Belichtungszeit überließ ich der Kamera-Automatik. So nahm ich ganze Bildserien auf. Im Ergebnis erhalte ich zwar viele unscharfe Bilder aber auch einige sehr scharfe Aufnahmen, die ich mittels Bildbearbeitung im Programm Photoshop weiterverarbeite. Es ist fantastisch und ungeheuer befriedigend, welche Ergebnisse man so erhalten kann. Außerdem macht es ungeheuren Spaß.
Foto: Weitwinkelfotografie der ganzen Sonne vom 5. Mai 2013. Man erkennt viele Sonnenflecken. Die Flecken oberhalb der Bildmitte sind jene der Aufnahmen weiter oben auf dieser Seite! Zum Sonnenrand erkennt man viele Granulen (heiße Gasblasen = Granulation) und die Randabschattung ist eine Folge der dreidimensionalen Kugelform unserer Sonne. – Unsere SONNE in 3D!, (c) Christian Preuß. Hier gehts zur großen Bildansicht
Astronomie für Alle
Mit dem kleinen Beitrag über meine heutige Sonnenbeobachtung und Fotografie möchte ich Ihnen zeigen: Astronomie ist keine Geheimwissenschaft für verschwiegene Expertenzirkel. Und: Astronomie ist keine Hexerei. Im Gegenteil. Astronomie macht Spaß, begeistert und weckt eine tiefe Leidenschaft für Sterne und Weltraum. Die Kosten für ein sehr gutes und eigenes Einsteiger-Teleskop bleiben auch im Rahmen. Schon für 300,- bis 400,- Euro finden Sie ein geeignetes Instrument mit dem Sie auch solche Fotos machen können wie auf dieser Seite zu sehen. Alles was Sie mitbringen müssen ist Ihre Neugier und ein echtes Interesse mehr über Sterne und Weltraum zu erfahren.
[*Warnhinweis: Beobachten Sie niemals(!) ungeschützt die Sonne mit dem bloßen Auge, durch ein Fernglas oder mit einem Teleskop. Verwenden Sie dafür stets einen optisch hochwertigen Sonnenfilter, den sie im einschlägigen Fachhandel für astronomische Geräte beziehen können!]