Stell dir vor, es ist Sonnenfinsternis, und niemand sieht hin!? – ein Weckruf

Beobachtet die Sofi 2015!Die Sonnenfinsternis (Sofi) am morgigen Freitag (20.03.2015) kann man, mit etwas Glück, auch im Naturpark Siebengebirge und dem Bonner Raum beobachten. Glücklich sind alle, die sich frühzeitig eine spezielle Sofi-Brille kaufen konnten oder sich eine kleine Vorrichtung zur Sonnenprojektion gebastelt haben, die ebenfalls funktioniert. Glücklich sind auch jene, die die Sofi am klaren Himmel oder zumindest durch Wolkenlücken hindurch sehen können. – Unglücklich sind jedoch viele Kinder und Jugendliche, wenn sie jene Schulen besuchen, die auf die Sofi mit einem ‚Beobachtungsverbot‘ reagieren. Solche Reaktionen sind ebenso unglaublich wie völlig unnötig.

Sofi 2015 – eine gute Vorbereitung ist Alles

Das das Glück einer Beobachtungsmöglichkeit scheinbar nicht reicht, verdanken wir Schulleitungen und Schulen, die nicht imstande waren, sich und ihre SchülerInnen auf dieses faszinierende und seltene Naturschauspiel vorzubereiten. Da gibt es tatsächlich Rundschreiben einiger Schulen, an die Eltern, in denen um ‚Unterstützung‘ und ‚Verständnis‘ dafür geworben wird, wenn man ihre Kinder während der Sofi in den Klassenräumen oder der Aula festhält, weil die Sonnenstrahlen ja so gefährlich für die Augen sind. Immerhin: Im Rhein-Sieg-Kreis hat die Schulaufsicht Eltern freigestellt, ob sie ihre Kinder während der Sonnenfinsternis zur Schule schicken. Dem schulischen Auftrag und die bildungstechnische Chance, die Bedeutung und Faszination einer Sofi allen SchülerInnen zu vermitteln, kommt man so allerdings nicht nach. Man delegiert die Verantwortung stattdessen an die Eltern. Schade.

Es ist zwar völlig richtig: In die strahlende Sonne sollte man nicht mit ungeschützten Augen hineinsehen. Darauf weise ich auch in einem heute erschienenen Interview mit dem General Anzeiger Bonn (Ausgabe Siebengebirge) hin. Um die Sofi gefahrlos zu beobachten, muss man eine spezielle Sonnenfinsternisbrille tragen, deren Filterfolien den größten Teil des Sonnenlichts herausfiltern. Wenn sich Schulen allerdings erst wenige Tage vor dem Ereignis, dessen Datum ja nun seit Jahren im voraus bekannt war, vergeblich um den Kauf solcher Brillen kümmern, dann ist das ein Armutszeugnis für eine mangelhafte Vorbereitung. So kurz vor der Sofi sind die meisten Brillen eben einfach ausverkauft.

Nun so zu reagieren, dass man die SchülerInnen ‚einsperrt‘, um eine Gefährdung ihrer Augen auszuschließen, ist nur nicht akzeptabel, sondern auch völlig absurd. Sind wir denn etwa wieder im Mittelalter? Haben denn mindestens die Physiklehrer noch nichts davon gehört, dass man die Sofi auch über einfache Projektionsmethoden des Sonnenbildes, völlig gefahrlos beobachten kann? Scheinbar vielerorts nicht. Da fällt mir auch die wahre Geschichte unseres Physiklehrers ein, der tatsächlich darauf beharren wollte, man können den Mond niemals am Taghimmel beobachten…. Aua.

Beobachtungsaufruf – Die Sofi ist für alle da!

Liebe Kultusministerien, Bildungsträger, Schulleiterinnen, Schulleiter, Lehrerinnen und Lehrer, bitte zeigt uns und Euren anvertrauten Kindern und Jugendlichen, dass ihr es auch besser könnt. Sperrt niemanden ein, wenn die Sofi vom Himmel lacht. Schafft lieber spontan eine Möglichkeit, dass ihr alle, und zusammen, die Sofi beobachten und genießen könnt. Nicht nur, ist die Sofi ein grandioses Naturereignis, vor dem niemand von Euch Angst zu haben braucht; Sie ist auch eine großartige Gelegenheit die Schulgemeinschaft zu pflegen. Lasst den Lehrplan einmal Lehrplan sein und feiert am morgigen Tag unsere SONNE und den MOND, die unserer ERDE erst das Leben ermöglichen.

Hier meine spontanen Tipps, wie Ihr das möglich machen könnt:

  • Vor der Sofi In einer Lichtbildvorführung können LehrerInnen eine Einführung zur Sofi geben. Was passiert bei der Sofi eigentlich und warum ist das ein begeisterndes Event für alle, die daran teilhaben können?!
  • Bittet alle Eure SchülerInnen darum, dass sie am Freitag alle ihre Sofi-Brillen von zu Hause mitbringen, wenn diese noch intakt sind. Mit diesen Sofi-Brillen können alle TeilnehmerInnen wenigstens einen kurzen einen Blick auf die Sofi werfen. Niemand muss ja die ganze Zeit mir der Brille herumlaufen. wer keine Brille trägt, soll einfach nicht in die Sonne schauen, weil sie zu sehr blendet. Man verhält sich also einfach so wie immer, wenn die Sonne scheint.
  • Im Physikunterricht, in Kunst etc. baut Ihr Euch Lochkameras und Projektionsapparate, mit denen man die Sofi ebenfalls beobachten kann.
  • Leiht Euch ein Teleskop mit Sonnenprojektionsschirm aus oder kauft ein eigenes Teleskop für die Schule. Eine tolle Investition für die Zukunft und eine neue Astronomie-AG.
  • ‚Geheimtipp‘: Das ‚Haus der Astronomie‘ verleiht Euch Teleskope für die Dauer von bis zu einem Jahr. Nachfragen lohnt sich vielleicht. Wer zuerst kommt, beobachtet zuerst.
  • Die live-Beobachtung der Sofi ist das eigentlich Wertvolle. Übertragt die Sofi aber zusätzlich auch auf Bildschirmen und auf Großbildleinwänden in den Schulklassen oder in der Aula. Schüler, die gerade keine Sofi-Brille tragen, oder keinen Platz vor der Sonnenprojektion finden, können der Sofi online folgen. Hier einige Weblinks zu live-Übertragungen der Sofi aus dem Nordatlantik-Raum:
    http://live.slooh.com/stadium/live/the-total-solar-eclipse-of-2015
    http://www.live-eclipse.org/index.html
    http://www.soimagic.com/misioneclipse/DIRECTO.html
    http://www.nrk.no/troms/watch-the-solar-eclipse-march-20th-1.12257825
  • Nach der Sofi: erstellt eine redaktionellen Fotobericht über Eure Sofi-Event für die Schülerzeitung oder Website Eurer Schule. Schickt mir Euren späteren Link. Damit zeigt Ihr auch, dass Eure Schule zeitgemäß und aufgeklärt handelt sowie modern aufgestellt ist.
  • Dokumentiert, was Ihr beobachtet habt, veranstaltet einen Kunstwettbewerb, gründet eine Astronomie-AG, fragt mich dabei gerne um Rat.
  • Seid kreativ. Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt (…)

Lesetipp: mein Beitrag Sonnenfinsternis – unser Heimatstern hautnah

Ich selbst werde die Sofi morgen an einer Schule begleiten, die vor Monaten(!) bei mir angefragt hat. Rund 120-150 SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen werden an dem Event teilnehmen. Die Schule hat sich frühzeitig um den Kauf von Sofi-Brillen gekümmert und das Ereignis mit mir zusammen vorbereitet. Das ist wunderbar, vorbildlich und so geht es also auch 🙂

Ich wünsche Euch Mut, Kreativität und Motivation bei Eurer Umsetzung einer Erfahrbarkeit der Sofi, klaren Himmel und natürlich viel Spaß bei der Sofi!

Clear Skies,

Euer Christian Preuß 🙂

Linktipp: Solar Eclipses and Public Education

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