Von Strudeln und der Sehnsucht nach dem Weltall – Messier 51 über dem Siebengebirge

Der Strudelnebel M51, in den jagdhunden, unterhalb des Großen Wagens, Stellarium/C. PreußBad Honnef. In einer klaren und dunklen Nacht erblicken wir über dem Naturpark Siebengebirge unzählige Sterne. Es sind weit entfernte Sonnen, die einige wenige bis viele tausend Lichtjahre von unserer Erde entfernt sind. Am Himmel bilden sie scheinbar Figuren, die wir Sternbilder nennen und denen die Menschen sogar eigene Namen gegeben haben. Der ‚Große Wagen‘ ist eines der bekanntesten und leicht zu erkennenden Sternbilder. Doch halt! Hier, in der Schwärze der Nacht und im angrenzenden Sternbild Jagdhunde, finden wir auch noch etwas ganz Wunderbares: Einen „Strudel“ im Weltall. Wir sind neugierig und nähern uns dem nebelhaften und geheimnisvollen Objekt mit der offiziellen Bezeichnung M51

Am 22. Januar blicke ich, aus unserem Garten in Bad Honnef, weit in die Tiefen des Weltalls. Es sind Nächte wie diese, welche ich nicht mehr missen möchte, seit ich das erste Mal durch ein Teleskop in den Sternenhimmel geschaut habe. Die tiefe Sehnsucht nach den Sternen und dem Weltraum ist meine Leidenschaft und Bestimmung. Die enge Verbindung, ja fast Zuneigung, die ich beim Beobachten der Sterne verspüre, ist wohl nur noch vergleichbar mit der Liebe zu meinem eigenen Kind oder anderen Menschen, die man liebt. Blicke ich durch ein astronomisches Teleskop in das Weltall, fühle ich mich dabei gar nicht klein und unbedeutend, sondern glücklich und eins mit dem Kosmos.

In dieser Nacht möchte ich Sie einmal mit auf meine Reise in die Tiefen des Alls nehmen.

Leise summen die Motoren meines großen Spiegelteleskops, das ich schon in der Abenddämmerung aufgebaut habe. Auf Tastendruck und computergesteuert schwenkt das Teleskop vom Riesenplaneten Jupiter, den ich zuerst beobachtet und gefilmt habe, hinüber zum Sternbild Großer Wagen. Mit etwas Übung ist das Sternbild auch für Laien schnell zu erkennen. Sucht man dann den Großen Wagen mit einem lichtstarken Fernglas ab und ist der Himmel, fern vom hellen Licht der Städte, dunkel genug, entdeckt man ein kleines und nebliges Gebilde. Es erscheint größer, aber viel lichtschwächer, als einer der Hauptsterne des Sternbildes. Um ein etwas helleres Zentrum herum erkennt man einen strudelförmigen und sehr schwach leuchtenden Nebelfleck. Und direkt daneben scheint sich noch ein ähnliches Objekt zu befinden. Kleiner zwar, und gar nicht strudelförmig, aber ebenfalls von nebliger Gestalt! Was mag das sein?

Bei einem kurzen Blick, und wenn man es nicht besser weiß, könnte man den Strudelnebel nur für einen flüchtigen Wolkenfetzen an unserem Himmel halten, der bald vom Wind verweht wird. Doch schaut man genauer hin, erkennt man bald, dass sich jenes Nebelchen nicht etwa auflöst, sondern sich beharrlich mit den Sternen mit bewegt. Dieser Effekt kommt zustande, weil unsere Erde sich Richtung Osten, und unter dem Sternenhimmel hinweg, dreht. Daher gehen Sonne, Mond und Sterne auch im Osten auf und im Westen scheinbar unter.

Die Galaxie M51, (c) C. PreußFoto oben: Wir nähern uns dem merkwürdigen Strudelnebel…

Heute wissen die Astronomen: Bei dem strudelartigen Nebelchen, unweit des Großen Wagens, handelt es sich um eine mehr als 27 Millionen Lichtjahre entfernte Welteninsel, Galaxie genannt! Das Licht dieser Galaxie, die der französische Astronom Charles Messier am 13. Oktober 1773 entdeckte, war 27 Millionen Jahre zu uns unterwegs, bevor ich es mit meinen eigenen Augen erblickte! Messier gab dem Objekt die Bezeichnung M51 und beschrieb es als „sehr schwachen Nebel ohne Sterne…„. Im Jahr 1773 konnte er noch nicht wissen, dass M51 in Wahrheit aus Milliarden Sternen besteht, deren Licht uns, nur aufgrund der riesigen Entfernung, wie ein schwacher Kerzenschein hinter einer Milchglasscheibe erscheint.

Und es kommt noch besser: Die tausenden Sterne, die Sie nachts, unter möglichst dunklem Himmel sehen können, sind allesamt ’nur‘ ferne Sonnen unserer eigenen Heimatgalaxie, der Milchstraße. Die Milchstraße besteht in Wahrheit aus rund 200 Milliarden Sternen. Die meisten ihrer Sterne sehen wir gar nicht mit dem bloßen Auge, weil sie zu lichtschwach und zu weit entfernt sind, oder sich hinter dunklen Staubwolken im All verbergen. Erst unsere Teleskope zeigen uns mehr.

Die Galaxie M51, (c) C. PreußFoto oben: …und wir kommen M51 näher…

Die schwachen Nebelfleckchen, wie M51, die man mit großen Teleskopen ebenfalls am Nachthimmel entdecken kann, sind Millionen und Milliarden Lichtjahre weiter entfernt und ihre Anzahl ist gewaltig. Heute schätzen Astronomen, dass es mehrere hundert Milliarden solcher Galaxien im sichtbaren Universum gibt. Und wie viele Sterne gibt es dann? Eine Schätzung kommt auf 70 Trilliarden! Es gibt also mehr Sterne im Universum als Sandkörner auf unserer Erde! Ich finde das ebenso unvorstellbar wie faszinierend. Die Gedanken gehen auf Reisen, wenn ich die Galaxien durch mein Teleskop betrachte. Gibt es dort etwa auch bewohnte Planeten und intelligente Lebensformen? Ich glaube ja. Ich bin sogar überzeugt davon: Im Weltall wimmelt es von fremden Zivilisationen. Leben im All, und auch der Mensch selbst, ist nicht unbedeutend. Im Gegenteil: Das Weltall wird lebendig und denkt über sich selbst nach. Sie haben sicher eine ganz eigene und persönliche Meinung dazu und das ist auch völlig in Ordnung und gut so. Albert Einstein wusste ja auch schon: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt„. Das gefällt mir.

Hobby-Astronomie 2.0 – Die Galaxien im Garten

Die Galaxie M51, (c) C. PreußFoto oben: …und näher…

Damit Sie einmal einen Eindruck davon bekommen, wie uns die Galaxie M51 bei der Beobachtung durch ein größeres Teleskop erscheint, habe ich einige Aufnahmen mit kurzer Belichtungszeit erstellt (siehe oben). Nachts im Garten schimmerte der Strudelnebel M51 (engl. auch Whirlpool genannt) auf dem Bildschirm meines kleinen Laptops, welches ich an meine spezielle CCD-Kamera angeschlossen hatte. Eine fast unwirkliche und schöne Erscheinung, die ohne Teleskop und Kamera nicht möglich wäre. Bei der Beobachtung mit dem bloßen Auge erscheint uns M51 viel lichtschwächer. Es ist schon fantastisch, welche Möglichkeiten uns Hobby-Astronomen heute durch die moderne Kamera- und CCD-Technik erschlossen werden. Das Universum rückt noch näher und liegt vor unserer Haustür. Es bleibt spannend. Auch auf diesen Webseiten. Neue Projekte und Aktionen werden folgen. Bleiben Sie neugierig!- Ihr und Euer Christian Preuß

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