Mehr Leistung aus dem Newton-Teleskop

Newton-Teleskop mit Velours-Auskleidung(Gastbeitrag von Daniel Bockshecker) Wenn man sich ein neues Teleskop bestellt, wartet man meist ungeduldig auf den Tag der Anlieferung. Ist das Paket endlich da, wird es sofort ausgepackt und zum ersten Mal aufgebaut. Sobald der Himmel klar ist, stehen auch schon die ersten Beobachtungsnächte mit dem neuen Gerät an. So war es jedenfalls bei mir. Ich war sehr beeindruckt, als ich das erste mal den Mond, Jupiter, Saturn, den Orionnebel und vieles mehr durch mein neues Newton-Teleskop beobachtete.

Ich beobachte meistens von meiner recht großzügigen Dachterrasse unter einem mäßig erhelltem Vorstadthimmel in Unkel. Aufgrund von Lichtreflexionen innerhalb des Tubus ist das Bild nicht immer das beste. In meinem Fall war es so, dass die Innenseite des Tubus nur mit einem dunkelgrauen, matten Lack beschichtet war. Werkseitig verzichten die Hersteller aus Kostengründen gerne auf eine bessere Beschichtung. Also musste die Innenseite des Tubus auf jeden Fall mit einer Beschichtung, die besonders reflexionsarm ist, verbessert werden.

Es wird benötigt:

Werkzeug:
1  Teppichmesser
1  Bandmaß
1  Staubsauger
1  Markierstift, dünn
Div. Schraubendreher

Material:
Eine Rolle Velours-Klebefolie, schwarz, je nach Größe des Teleskops

Alle Werkzeuge und Materialien erhält man in jedem gut sortierten Baumarkt.

Und so geht´s:

Zuerst packt man die schwarze Velours-Folie aus und rollt sie komplett aus. Jetzt kommt erstmal der Staubsauger zum Einsatz: Mit einer kleinen, also sehr saugkräftigen Düse saugt man das Velours ordentlich ab, damit später keine losen Fasern auf Fang- und Hauptspiegel fallen können. Wenn das geschehen ist, geht´s ans Teleskop. Es wird alles vom Tubus abgebaut. Vorher sollte man an der Spinne und am Hauptspiegel kleine Markierungsstriche anbringen, um sie später wieder in der richtigen Position montieren zu können. Das erleichtert am Ende das Einstellen ungemein.

Markierung am Newton

Bild 1: Eine Markierung für den späteren Zusammenbau

Nachdem die Spinne, der Sucher, die Schellen mit der Prismenschiene, der Okularauszug und der Hauptspiegel entfernt sind, kann es los gehen. Mit dem Bandmaß misst man den Umfang und die Länge des Tubus und rechnet jeweils noch etwa 5 cm dazu. Entsprechend dieser Maße wird das Velours nun zugeschnitten.

Jetzt folgt ein Arbeitsschritt, bei dem es sehr auf Genauigkeit ankommt. Auf der Innenseite des Tubus befindet in Längsrichtung sich eine Falz, mit der das Blech zusammengehalten wird. Vom vorher zurechtgeschnittenen Velours wird nun an der langen Seite das Papier 2-3cm von der Folie abgezogen. Die nun freigewordene Klebefläche wird exakt an der Pfalz angesetzt und angedrückt. Jetzt kann das Papier mit der einen Hand Stück für Stück abgezogen und mit der anderen Hand die Folie angedrückt werden, bis man wieder an der Pfalz angekommen ist. Nachdem man die Folie überall fest angedrückt hat, kann man mit dem Teppichmesser alles, was übersteht, sauber abschneiden. Genau so verfährt man auch mit dem Loch für den Okularauszug. Nun braucht man nur noch alle abmontierten Teile wieder richtig an den Tubus zu montieren, wobei man auf die vorher angebrachten Markierungen achten sollte. Alles wird wieder fein eingestellt und schon hat man ein deutlich kontrastreicheres und klareres Bild. Der Unterschied zu vorher ist enorm. Bild 2, siehe ganz oben: Alles fertig – hier sieht man auch den deutlichen Unterschied zwischen Lack und Velours.

Eine weitere Verbesserungsmöglichkeit liegt auch in den verwendeten Linsen. In der Erstausstattung liegen dem neuerworbenen Teleskop meist einige Okulare, eine Umkehrlinse, eine 2-fach und eine 3-fach Barlowlinse bei. Diese sind fast immer aus Kunststoff und von sehr schlechter Qualität. Außerdem sind die Linsen selbst von einem sehr geringen Durchmesser. Deshalb lassen sie auch viel weniger Licht durch und das Bild im Okular wird dadurch deutlich dunkler.

Barlowlinsen im Vergleich

Bild 3: Ein großer Qualitäts-Unterschied besteht zwischen diesen zwei 2-fach Barlowlinsen. Links eine ganz billige Kunststoff-Linse, rechts die Linse von Omegon aus Metall und Glas.

Gute Okulare, Barlow- und Umkehrlinsen erkennt man auch daran, dass sie sich zwecks Reinigung auseinanderschrauben lassen. Das ist bei billigen Ausführungen oft nicht der Fall. Es lohnt sich also auf jeden Fall, in gute Linsen zu investieren. Man hat sehr lange etwas davon und kann sie selbst dann noch verwenden, wenn man sich ein neues Teleskop kauft.

Wie man sieht, kann man die Qualität des Bildes im Okular mit ein paar Kleinigkeiten extrem verbessern. Probiert es doch einfach mal aus.

Clear skies!
Euer Sternfreund Daniel Bockshecker
(c) Text und Fotos

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