Lichtverschmutzung – Wie wir unsere Natur mit der richtigen Beleuchtung schonen können
- am 1. März 2013
- von Chris
- In Aktuell, Lichtverschmutzung
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(Gastbeitrag von Daniel Bockshecker) Natürlich ist es wichtig und richtig, in der Dunkelheit der Nacht, dort wo es sein muss, Straßen und Wege auszuleuchten, um sie sicherer zu machen. Keiner soll zu Hause im Dunkeln sitzen und die Menschen möchten sich sicher fühlen. Völlig klar. Doch dies kann auch auf eine vernünftige und umweltgerechte Art geschehen, ohne jede so genannte Lichtverschmutzung.
Foto oben: Lichtverschmutzung über Dublin – man beachte den stark aufgehellten Himmel, (c) Daniel Bockshecker
Als erstes wäre die Lichtverschmutzung zu nennen, die unsere Städte und Siedlungen in regelrechte Lichtglocken hüllt, die weithin sichtbar sind. Dadurch wird auch die Tierwelt empfindlich gestört. Es ist außerdem erwiesen, dass durch die ständige Dauerbeleuchtung in den Städten und Ballungszentren immer mehr Menschen an Depressionen und anderen psychischen Krankheiten leiden. Dies resultiert aus dem Wegfall des natürlichen Tag/Nacht Rhythmus. Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist auch unser immer heller werdender Nachthimmel. Es gibt Städte, in denen keine Sterne mehr am Himmel zu sehen sind. Das liegt an der völlig übertriebenen Beleuchtung.
Foto: Über Köln ist außer dem Mond nicht mehr viel zu sehen, (c) daniel Bockshecker
Reduktion der Lichtverschmutzung – Der Sternenhimmel als Kulturgut
In vielen Städten und Kommunen wird sehr helles Licht oft völlig unsinnig eingesetzt. Hier einmal ein Beispiel aus meiner Nachbarschaft: Ich wohne direkt neben einer Schule. Die gesamte Nacht wird der Schulhof von fünf(!) großen, sehr hellen Lampen beleuchtet. Ich frage mich nur: Für wen und wer bezahlt die unnötigen Energiekosten?!? Nicht nur die Fehlplanungen von Städten und Kommunen zerstören unseren Nachthimmel. Riesige Werbetafeln, die Nachts keiner mehr liest, und Diskotheken, die mit Lasershows oder Flakscheinwerfer-ähnlichen „Lichtspielen“ auf sich aufmerksam machen, tun ihr übriges. Sie gehören, meiner Meinung nach, verboten. So etwas ist vollkommen unnütz und verbraucht auch eine Menge Energie.
Unser Nacht- und Sternenhimmel ist ein großartiges Naturschauspiel und auch Kulturgut, welches es besonders zu schützen gilt.
Und das kann jeder tun:
Wenn es draußen dunkel geworden ist, kann man einfach die Rollladen herunter lassen. So sitzt man drinnen im Hellen und die Natur wird nicht unnötig durch Streulicht gestört. Außerdem isolieren die heruntergelassenen Rollladen im Winter gut gegen Kälte und kein anderer sieht von außen, was es zum Abendbrot gibt.
Als Beleuchtung im Außenbereich verwendet man am besten Lampen, die ihr Licht nach unten, auf den Boden abgeben. Und auch nur so viel, wie nötig. Eine Einfahrt muss doch nicht wie ein Fußballplatz beleuchtet sein. Kugellampen, Strahler zwischen den Pflastersteinen und Scheinwerfer geben viel Licht nach oben, in den Himmel ab, wo es überhaupt nicht gebraucht wird. Optimal ist es natürlich, die Außenleuchten an Bewegungsmelder anzuschließen. Dann ist immer Licht da, wenn es gebraucht wird. Das schont die Umwelt und den eigenen Geldbeutel.
Wenn jeder diese Tipps beherzigen würde, hätten wir schon ein ganzes Stück Sternenhimmel wieder zurückgewonnen. Die Denkweise „Wenn ich alleine etwas tue, bringt es nichts!“ ist grundfalsch. Es bringt immer etwas, wenn auch nur ein Bisschen.
Foto: Muss es auch nachts taghell sein? Aufgenommen in Dublin, (c) Daniel Bockshecker
Als zweiter wichtiger Punkt ist auch der Energieverbrauch bei Lampen zu nennen. Alte Glühbirnen oder Halogenlampen haben einen Wirkungsgrad von weit unter 10 Prozent. Das heißt: Weniger als 10 Prozent der zugeführten Energie wird in Licht umgewandelt, über 90 Prozent in Wärme! Die alte Energiesparlampe hat ebenfalls eine katastrophale Umweltbilanz: Sie enthält hochgiftige Stoffe, wie zum Beispiel Quecksilber, und benötigt in der Herstellung, wie bei der Entsorgung, sehr viel Energie. Ihr Wirkungsgrad liegt immerhin bei 30 -40 Prozent.
Das ökonomisch sinnvollste Leuchtmittel ist die LED-Lampe. (LED = Licht Emitierende Diode) Mit einem Wirkungsgrad von über 90% kann sie mit einer sehr geringen Leistungsaufnahme viel Licht produzieren. Dazu kommt noch die extrem lange Lebensdauer der LED, die im Schnitt etwa 20-30 Jahre beträgt. Das weiß man sehr genau, da die Leuchtdiode eine Erfindung aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist. Seit dem wird sie auch in vielen Elektrogeräten verbaut. Zum Beispiel: Die Leuchtziffern im Radiowecker und das kleine, rote Lämpchen am Fernseher, um nur zwei zu nennen. Die großen Einsatzmöglichkeiten des LEDs führen allerdings auch dazu, dass sie einen immer größeren Anteil der zunehmenden Lichtverschmutzung beitragen.
Kommunen sollten bei Ihrer Straßenbeleuchtung darauf achten, dass sie aus energetischen und astronomischen Gesichtspunkten Natriumdampf-Hochdruck- und vor allem die Natriumdampf-Niederdrucklampen verwenden. Sie leuchten nur im Gelben Spektralbereich des Lichts. Bei den Leuchtengehäusen sollte aber darauf geachtet werden, dass die Lampen möglichst wenig zur Seite strahlen, sie sollten bis höchstens 10° unter der Horizontalen leuchten.
In diesem Sinne,
Euer Sternfreund Daniel Bockshecker
Linktipps:
DARK SKY – Initiative gegen Lichtverschmutzung
Projekt Sternenpark Schwäbische Alb – Tipps für die richtige Beleuchtung und mehr!
Fernsehtipp: „Faszination Wissen“ zum Thema „Helllichte Nacht – Welche Folgen hat Lichtverschmutzung?“
Die Sendung wird am Montag, 4.3.2013 von 22 bis 22:30 Uhr im Bayerisches Fernsehen ausgestrahlt!
Die Wissenschaftssendung „Faszination Wissen“ des BR hat diesmal die Lichtverschmutzung zum Thema.
Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zur aktuellen Forschungsarbeit gibt es auch einen Beitrag zum geplanten Sternenpark in der Rhön und Bildmaterial vom Projekt Sternenpark Schwäbische Alb.