Heidewitzka, Herr Kapitän! – Meine ersten Erfahrungen mit dem CPC 1100 Teleskop von Celestron

Celestron CPC 1100, (c) Thomas HaasHier kommt mein etwas ausführlichere Bericht zu meiner „first light“ Nacht mit meinem neuen Celestron CPC 1100 Teleskop. Ziemlich speziell für alle, die mit Astronomie wenig am Hut haben, aber spannend für diejenigen, die vielleicht selbst ein Celestron CPC haben oder eines anschaffen wollen.

Foto oben: Das Celestron CPC 110 erwartet seinen ersten Einsatz, über den Dächern von Köln
(c) Thomas Haas

Fangen wir ganz vorne an – mit dem Aufbau

Geliefert wird das Teleskop mit Zubehör in zwei großen Paketen mit einem Gesamtgewicht von rund 40kg (siehe Foto unten). Ich habe noch ein drittes, kleineres Paket erhalten, weil ich auf der ATT noch das „Planetenpaket“ ergattert hatte; ein Angebot, dass es von Baader bis Ende März 2014 gab. Auspacken ist ja nicht das größte Problem. Jedoch muss man zu zweit die Optik mit Gabelmontierung – das ist ja beim CPC eine Einheit – aus dem Karton holen. Alleine geht das nicht, es sei denn man zerschneidet den Karton.
Der Auf- und Zusammenbau ist recht einfach gemacht und man merkt, dass sich die Ingenieure von Celestron wirklich Gedanken gemacht haben, wie man so eine große Optik möglichst transportabel hinbekommt. Prinzipiell ist es simpel: man stellt die Optik in ihrer wirklich eindrucksvollen Gabelmontierung auf das sehr stabile und gut gemachte Stativ, wobei man von einer Zentrierung und drei Vertiefungen auf der Montageplatte unterstützt wird. Dann werden drei Schrauben festgezogen, die durch Federnin der Montageplatte des Stativ gehalten werden und unverlierbar sind, was einfach super gemacht ist. Alle anderen Teile wie Sucher und Umlenkspiegel sind flott angebracht.

Die Verpackung des CPC 1100, (c) Thomas HaasMan merkt, dass an der Optik einfach vieles erprobt und durchdacht ist. Der schwierigste Teil ist die Optik in ihrer Gabel zu tragen bzw. auf das Stativ zu wuchten. Die knapp 20 kg haben es weniger wegen ihres Gesamtgewichts „in sich“, sondern die Kompaktheit ist hier das Problem: 20 kg in dieser Weise zusammengeschraubt und montiert sind eben nun mal etwas unhandlich. Aber auch da hatte Celestron eine gute Idee: auf einer Seite der Gabel ist ein massiver Metallgriff und auf der Unterseite der anderen Gabel ist eine Griffmulde, mit der man die Sache gut geregelt bekommt. Allerdings den Klotz vor sich herzutragen oder am langen Arm die Treppe runterzutragen – Heidewitzka Herr Kapitän oder nochmal anders ausgedrückt: „…da weißte Bescheid Schätzelein!“ Aber so ist das nun mal, wenn man eine „große Optik“ haben will, die wiegt eben was!
CPC 1100 mit individuell zusammengestelltem Zubehör, (c) Thomas Haas

Meine erste Beobachtungsnacht mit dem Celestron CPC 1100

Meine erste Beobachtungsnacht habe ich auf meiner Dachterrasse mitten im Kölner Zentrum gehabt. Das ist zumindest praktisch was den Transportweg und Strom angeht – bezüglich der Beobachtungsmöglichkeiten hatte ich aber größere Bedenken. Als das CPC 1100 in voller Pracht dann auf der Terrasse stand war das schon ein schöner Anblick ;-). Die Zeit für „auskühlen“ habe ich damit verbracht die Bedienungsanleitung zu lesen rund ums Alignment, also die „Ausrichtung“ des C11. Nachdem ich den Handcontroller auf deutsch umgestellt hatte und die verständliche Anleitung etwas „angelesen“ hatte, war mir die Sache aber so einigermaßen klar. Das C11 ist sozusagen mein Jugendtraum, den ich mir hier erfüllt habe… .

Den Sucher hatte ich bei Tageslicht noch einigermaßen ausgerichtet. Einigermaßen deshalb, weil ich kein Objekt in ausreichender Entfernung hatte. Also nahm ich den nächstbesten Baukran, der etwa 800 Meter entfernt war. Das Stativ des CPC hat in der Mitte eine sehr praktische Dosenlibelle (also eine runde Wasserwaage), so das das super stabile Stativ schnell exakt aufgestellt ist, was beim Alignment wohl wichtig sein soll. CPC auf „on“ geschaltet und – ganz wichtig – das GPS im Handcontroller auf „on“ schalten, weil ansonsten das Alignment nicht mit den GPS Daten arbeitet, sondern manuelle Eingaben abfragt. Merkwürdigerweise scheint das GPS „on“ nicht die Standardeinstellung zu sein…. Zunächst bezieht das GPS umfangreiche Daten, was etwa 10-20 min. dauert. Dann visiert man zunächst durch den Sucher das erste Objekt am Himmel an, wobei es egal ist, ob es ein Planet oder Stern ist. Ist das Objekt im Sucher zu sehen, wird es im Controller quittiert, worauf die Ausrichtung in einen langsameren Modus schaltet, so das das Objekt dann im Okular präzise in der Mitte positioniert wird. Und wieder quittieren. Das macht man noch mit zwei weiteren beliebigen Objekten. Und fertig ist das Alignment. Super easy und mit etwas Übung nach 5 – 6 Minuten erledigt.
Innenansichten des CPC 1100, (c) Thomas Haas

Vom Jupiter zum Ringnebel

Da innerstädtisch nicht wahnsinnig viele Objekte mit bloßem Auge sichtbar sind habe ich mit Jupiter, Mars und dem nächst besten Stern gearbeitet. Ich war gespannt, wie präzise das sein würde und habe den ersten go to Befehl Richtung Jupiter gegeben: passt! absolut genau in der Mitte! Ok, jetzt war das eines der Alignmentobjekte, jedoch zeigte sich im Laufe der Nacht, dass die Präzision kein Zufall war! Klasse ist das und große Freude kommt auf! Und es ist einfach eine enormer Zeitgewinn für die Beobachtungsnacht, wenn die Aufstellung und das Aufsuchen so schnell, präzise und einfach geht. Das spart echt Frust und machte mir enormen Spaß! Die Kritiker mögen sagen: aber dann lernt man ja den Himmel nicht kennen und kann sich nicht orientieren. Stimmt aus meiner Sicht nur fast. Zum einen sind für eine Orientierung in der Stadt sowieso nur verdammt wenige Objekte gut sichtbar und zum anderen ist es für mich ein separater Genuss in einer sternklaren, dunklen Nacht an passendem Ort nur mit dem Auge zu beobachten; dann macht meiner Meinung nach auch die Orientierungsübung viel Sinn.
Da ich am first light Abend keine große Lust auf Sternkarten und Atlanten hatte, sondern mit meinem Teleskop alleine sein wollte, habe ich flott „Jupiter“ ausgewählt und auf der Stelle fährt das C11 los. Der Sound dabei ist -sagen wir- etwas gewöhnungsbedürftig, weil es nicht unbedingt vornehm klingt. Ich bin gespannt, ob es dazu vielleicht Spezialisten gibt, die wissen, wie man das „pimpen“ kann. Für die EQ6 Gemeinde gibt es doch sowas schon ;-).

Nun aber zu den optischen Qualitäten, so wie ich sie wahrnehmen konnte. Jupiter im Okular: brillant und scharf! Trotz extrem bescheidenem Seeing ein knackiges Bild, Bänder erkennbar und die Monde super schön zu sehen. Höhere Vergrößerungen waren bei dem Seeing eher kontraproduktiv, war mein Eindruck. Mars war noch etwas näher am Horizont, was hier in der Stadt ganz gruselige Auswirkungen hatte. Nach etwa einstündigem hin- und her habe ich mich dann mal von der „Tour“ des Controllers leiten lassen und bin dann tatsächlich bei unglaublich eindrucksvollen Objekten gelandet, die – spät in der Nacht – zenitnäher standen und besser sichtbar waren. Und das waren dann echt tolle Momente „mal gerade so eben“ den Ringnebel und den Herkuleshaufen „anfahren“ und dann auch beobachten zu können. Ein grandioses, fast intimes Erlebnis mit dem Brummer auf der Terrasse, diese Objekte um 3.00 Uhr beobachten zu können: Besser, und schneller als mit Goto, geht es nicht!

Also ich kann für mich sagen, dass war kein billiger Kauf aber einer der befriedigt. Besser kann es ja nicht sein, oder!? – Thomas Haas.

Bildnachweis: (c) Thomas Haas, mit freundlicher Genehmigung.

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