Der einfache Eigenbau einer Taukappe für das Teleskop

Taukappe Eigenbau auf einem C8, (c) D. Bockshecker(Gastbeitrag von Daniel Bockshecker) Gerade jetzt, in der kalten Jahreszeit ist für Besitzer von Refraktoren (Linsenteleskope), sowie Maksutov- und Schmidt-Cassegrain-Teleskopen der nächtliche Tau ein größeres Problem. Er setzt sich objektivseitig auf der Linse oder der Korrektorplatte ab. Um das zu verhindern und den Durchblick zu behalten, ist eine Taukappe unerlässlich. Sie verhindert zuverlässig das Beschlagen durch Tau.

Foto oben: Eine Eigenbau-Taukappe auf einem Schmidt-Cassegrain-Teleskop, (c) D. Bockshecker

Im Handel werden viele Taukappen angeboten, die oft sehr teuer sind und zudem auch oft nicht genau auf das eigene Teleskop passen. Daher bietet es sich an, eine solche Taukappe mit einfachsten Mitteln selber zu bauen.

Man benötigt lediglich drei Materialien: Eine wasserfeste, formstabile, aber dennoch flexible Platte, schwarze Velours-Klebefolie und Klettklebepunkte.
Als Platte benutzte ich Ditra-Matte, welche auf der einen Seite aus Kunststoff besteht und auf der anderen Seite eine Vliesfläche aufweist. Man bekommt sie in jedem gut sortierten Baumarkt. Ditra-Matte wird eigentlich unter Fliesen verlegt, eignet sich aber ideal als Material für eine Taukappe, da sie Hohlräume besitzt, die zur Isolation dienen. Diese wird nun in Form geschnitten. Als Maß dient das Teleskop selber. Zum einen benötigt man den Umfang des Tubus. Man kann ihn mit einem Bandmaß messen oder ganz einfach mit der Formel u = 2 π r errechen. Je nach Größe der Taukappe addiert man fünf bis zehn cm hinzu, damit man eine Überlappung hat, um die Klettklebepunkte aufbringen zu können. Die Länge der Taukappe sollte bei Schmidt-Cassegrain und Maksutov-Teleskopen ungefähr der Tubuslänge entsprechen. Dabei sollte man sie eher etwas länger lassen, kürzen kann man später immer noch.

Nach dem Ausschneiden mit einer Haushaltsschere wird die schwarze Veloursfolie aufgeklebt. Allerdings nicht auf der hinzugerechneten Überlappung. Dazu wird das Papier auf der Rückseite der Veluorsfolie auf einer Seitenlänge einige cm abgezogen und möglichst genau auf den Rand der Ditra-Matte geklebt. Nun kann sie nach und nach mit einer Hand weiter abgezogen werden, wobei man mit der anderen Hand das Velours festdrückt. Alles, was danach übersteht, wird mit einem scharfen Teppichmesser bündig abgeschnitten.
Nun werden die Klettklebepunkte an der noch freien Überlappung angebracht. Am besten geeignet ist dafür ein zick-zack-Muster. Auf die eben aufgeklebten Klettklebepunkte setzt man nun die Gegenstücke (Männlein-Weiblein) auf. Anschließend werden die Folien der nun oben liegenden Klebeflächen abgezogen. Wenn man jetzt die Taukappe zu ersten Mal zusammenrollt und die Überlappung auf der Außenseite festdrückt, kleben die Klettklebepunkte automatisch an der richtigen Position.

Die Klettklebepunkte auf beiden Seiten der Taukappe, (c) D. BocksheckerFoto oben: Die Klettklebepunkte auf beiden Seiten der Taukappe, (c) D. Bockshecker

Wenn das geschehen ist, wird die Taukappe wieder ausgerollt und flach auf den Boden gelegt. Jetzt müssen alle Klebeflächen fest zusammengedrückt werden, damit der Klebstoff eine feste Verbindung mit dem Untergrund eingehen kann. Am einfachsten gelingt dies mit einer dünnen Holzplatte, die man auf die Taukappe legt. Darauf kommen dann mehrere große Gewichte (z.B.Getränkekästen). Die Platte verteilt das Gewicht gleichmäßig und vermeidet Druckstellen. In dieser Position lässt man die Taukappe am besten über Nacht liegen.
Am nächsten Tag, wenn man die Gewichte und die Platte wieder entfernt hat, ist der Klebevorgang abgeschlossen und alle Verklebungen sind sehr fest. Beim erneuten Zusammenrollen kann es jedoch sein, dass das Velours nach innen Falten wirft. Um dem vorzubeugen, fährt man mit der Rückseite eines Schmiermessers in der Längsrichtung der Taukappe in parallelen Linien mit etwas Druck über das Velours. Der Abstand der Linien sollte etwa 1 cm betragen. Wenn man die Ditra-Matte verwendet, ist dies besonders einfach, da die Linien schon vorgegeben sind. Bei der Verwendung anderer Materialien ist ein Lineal sehr hilfreich. Durch das Ziehen dieser Linien erschafft man künstliche Falten, wodurch das Velours in Form bleibt.

Das gefalzte Velours auf der Innenseite der Taukappe, (c) D. BocksheckerFoto oben: Das gefalzte Velours auf der Innenseite der Taukappe, (c) D. Bockshecker

Im nächsten Schritt werden teleskopseitig ggf. noch Aussparungen ausgeschnitten, da Anbauten am Tubus (Leitrohre, Tariergewichte, etc.) ein Aufschieben der Kappe verhindern können.
Ganz wichtig ist es nun, das Velours mit einem Staubsauger gut abzusaugen, damit keine losen Velours-Härchen oder Stab auf die Korrektorplatte oder Linse gelangen können.
Nun folgt der letzte Schritt: Die Anpassung der Taukappenlänge. Dazu wartet man bis zur nächsten sternklaren Nacht und beobachtet zunächst ohne Taukappe ein helles Himmelsobjekt, z.B. den Mond. Jetzt setzt die Taukappe auf den Teleskoptubus. Vermutlich wird es eine Abschattung geben, die das Bild dunkler erscheinen lassen wird. Dann wird die Taukappe abgenommen, ein Stück abgeschnitten und wieder aufgesetzt. Das Bild im Okular sollte nun heller werden. Diesen Vorgang Wiederholt man so lange, bis man am Okular mit und ohne Taukappe die gleiche Helligkeit erreicht. Zur Taukappenlänge gibt es im Internet auch sehr viele komplizierte mathematische Formeln, die sich teilweise sogar widersprechen. Ich habe mit der oben genannten Methode die beste Erfahrung gemacht.

Jetzt steht einer Beobachtung ohne lästigen Tau nichts mehr im Wege. Zusätzlich zur Taukappe empfiehlt sich eine Taukappenheizung, da die Taukappe alleine den Tau nur eine gewisse Zeit abhält.

Viel Spaß beim Basteln und Beobachten wünscht Euch

Euer Sternfreund Daniel Bockshecker

Linktipps:

Phönix aus der Asche? – Über die Wiederbelebung eines alten Teleskops, Teil 1

Phönix aus der Asche! – Über die Wiederbelebung eines alten Teleskops, Teil 2

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