Von Gasnebeln zu entfernten Galaxien – Eine aufregende ‚Deep Sky‘ Nacht im Siebengebirge!
- am 30. September 2013
- von Chris
- In Aktuell, Beobachtungen
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In der Nacht von Sonntag auf Montag (30.09.) zeigte sich über dem Siebengebirge eine wolkenfreie und sternklare Nacht. Zusammen mit meinem großen Spiegelteleskop ging ich auf eine spannende Erkundungstour durch Gasnebel und Sternhaufen unserer Milchstraße bis hin zu den Millionen Lichtjahren entfernten Galaxien. Mit Hilfe meiner i-Nova CCD-Kamera gelangen mir meine ersten CCD-Aufnahmen dieser Objekte in s/w.
Foto oben: Die Galaxie M33, im Sternbild Dreieck, ist das fernste mit dem bloßen menschlichen Auge sichtbare Himmelsobjekt. Wir schauen frontal auf diese Spiralgalaxie, die sich in einer Entfernung von rund 2.7 Millionen Lichtjahren befindet. Das Licht, welches wir hier sehen, zeigt uns den Anblick von M33 also aus einer Zeit vor 2.7 Mio. Jahren! Die Zahl der Sterne schätzt man auf bis zu 40 Milliarden. Der Durchmesser von M33 liegt bei ca. 50-60.000 Lichtjahren, die hier fast nicht mehr ins Bildfeld des CCD-Chips passen. Aufnahmedaten: 12″ Dobson bei f/2.5, Summenbild aus 20 Einzelbildern mit je 25 sek. Bel.-Zeit, i-Nova CCD mit 0.3 Megapixeln, Sony ICX618ALA Chip (5.6µmx5.6µm/Pixel), 29.09.2013 (c) Christian Preuß
Meine Beobachtungen machte ich diesmal vorwiegend am Bildschirm meines Notebooks. Dazu verband ich es via USB-Kabel mit meiner i-Nova CCD-Kamera, die ich bisher nur für die Fotografie der Mondkrater, von Sonnenflecken und der Planeten eingesetzt habe.
Jetzt wirds schärfer – Ziel: Brennpunkt!
Mein motorisiertes 12″ Sky-Watcher Dobson-Teleskop (D=300mm, f=1500mm) musste ich dafür aber auch noch mit weiterem Zubehör ausstatten. Möchte man nämlich den Chip der CCD-Kamera in den Brennpunkt (Fokus) des Teleskops bekommen, will man also ein scharfes Bild erhalten, muss man einen sehr flachbauenden Okularauszug verwenden, der die Kamera nahe genug an den Fokus heranbringen kann. Ich entschied mich für einen Crayford-Okularauszug mit einer 1:10 Untersetzung, der mir so auch die sensiblere Einstellung der Bildschärfe ermöglicht. Mit diesem neuen Okularauszug kann ich nun Planeten und Deep Sky-Objekte fotografieren sowie visuell direkt durch Okulare beobachten, ohne das ganze System wieder wechseln zu müssen.
Die Brennweite meines Teleskops reduziere ich für die Deep Sky-Aufnahmen von Gasnebeln, Sternhaufen und Galaxien noch um die Hälfte auf 750mm. Eine kleine Linse (0.5x Fokal-Reduzierer) bringt das gewünschte Ergebnis. Das Öffnungsverhältnis des Teleskop liegt somit bei f/2.5. Bei der Fotografie erreicht man damit ein größeres und lichtstärkeres Bildfeld. Die Objekte nehmen einen geringeren Platz auf dem kleinen Chip der Kamera ein und werden dadurch erst darstellbar.
Faszination live Astronomie – CCD-Technik für Gruppenbeobachtungen
Nachfolgend meine ersten Aufnahmeergebnisse, die ich mit der beschriebenen Konfiguration erzielt habe. Sie entsprechen nahezu dem visuellen Eindruck am Bildschirm des Notebooks und wurden nur mittels Photoshop etwas nachbearbeitet. Ganz nebenbei bietet sich diese ‚Beobachtungs‘-Technik also auch für Gruppenbeobachtungen an! Meine Freundin war vom bloßen Anblick der Objekte auf dem Bildschrim sehr begeistert und hielt solche Ergebnisse nicht für möglich. Eine Faszination, die ich nur teilen und bestätigen kann. Man ‚entdeckt‘ seine Lieblingsobjekte, der bisherigen amateurastronomischen Tätigkeit, quasi, auf eine neue und spektakuläre Art und Weise wieder!
Meine ersten fotografischen Ergebnisse mit der CCD-Kamera empfinde ich als sehr ermutigend. Die Sternabbildungen wirken meist sehr ‚eingebrannt‘, weil ich die schwachen Nebel im Bild festhalten wollte, und es gibt noch viel zu verbessern. Ein langer und aufregender Weg liegt also noch vor mir. Nach und nach tauche ich in die Verfeinerung der Aufnahmetechniken und die Nachbearbeitung der gewonnen Bilder ein. Darin liegt auch ein Reiz der Astrofotografie und es geht auch um die Erstellung von Farbaufnahmen, die ich mittels RGB-Filteraufnahmen gewinnen möchte. Nicht zuletzt werde ich damit auch zeigen, dass die anspruchsvolle Astrofotografie von Deep Sky-Objekten auch mittels motorisierter und lichtstarker Dobson-Teleskope gelingen kann, wenn man die Belichtungszeit einzelner Aufnahmen auf wenige Sekunden beschränken kann. Fazit: Der Komet ISON kann kommen! – Christian Preuß
Foto: Der Planetarische Nebel M27 ist 1400 Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Bezeichnung ‚planetarisch‘ ist historisch bedingt und etwas irreführend, denn solche Nebel haben nichts mit Planeten zu tun. Die Bezeichnung stammt daher, dass sie im Teleskop meist rund und grünlich erscheinen wie ferne Gasplaneten. In Zentrum von M27 steht eine weiße Zwergsonne von 14 mag. Helligkeit. Bei dem Nebel handelt es sich um heißes Gas und Plasma, welches von einem alten Stern am Ende seiner Entwicklung abgestoßen wird. Der Hantelnebel wurde von Charles Messier am 12. Juli 1764 entdeckt, CCD-Aufnahme vom 29.09.2013, (c) C. Preuß
Foto: Der Ringnebel M57 im Sternbild Leier ist ebenfalls ein planetarischer Nebel. Er ist rund 2300 Lichtjahre von der Erde entfernt. Der Nebel ist der Überrest eines Sterns, der vor etwa 20.000 Jahren seine äußere Gashülle abgestoßen hat. M57 hat einen Durchmesser von 1.3 Lichtjahren. Sein Zentralstern, hier deutlich zu erkennen, hat eine scheinbare Helligkeit von 15,8 mag., CCD-Aufnahme vom 29.09.2013, (c) C. Preuß
Foto: Bei NGC 6905 (The Blue Flash Nebula) handelt es sich ebenfalls um einen planetarischen Nebel in unserer eigenen Milchstraße. Seine scheinbare Helligkeit liegt bei 10,8 mag. NGC 6905 ist 3.000 Lichtjahre von uns entfernt und wurde am 16.09.1748 von William Herschel entdeckt. Aufnahme vom 29.09.2013, (c) C. Preuß
Foto: Ausschnitt des Cirrusnebels im Sternbild Schwan. Beim Cirrusnebel handelt es sich um eine riesige Ansammlung von Emissions- und Reflexionsnebeln, die sich in einer Entfernung von rund 1.500 Lichtjahren befinden. Sie stellen den Überrest einer Supernova dar, die sich vor ca. 18000 Jahren ereignete. Seine Entfernung beträgt ungefähr 1.470 Lichtjahre, Aufnahme vom 29.09.2013, (c) C. Preuß
Foto: Der Kugelsternhaufen M15 im Sternbild Pegasus ist rund 30.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Wir blicken auf einen dichte Ansammlung von fast 500.000 Sternen. Kugelsternhaufen wie M15 umkreisen unsere Milchstraße wie ein ‚Mückenschwarm‘ das Licht. Ihre Sterne gehören zu den ältesten Vertretern ihrer Art. Aufnahme vom 29.09.2013, (c) C. Preuß
Foto: Bei M2 handelt es sich ebenfalls um einen Kugelsternhaufen unserer Milchstraße im Sternbild Wassermann. M2 hat einen Durchmesser von 150 Lichtjahren und besteht aus rund 150.000 Sternen. Aufnahme vom 29.09.2013, (c) C. Preuß
Foto: Blick auf dunkle Staubwolken vor dem Kern-Randbereich des berühmten Andromedanebels M31. Bei diesem ‚Nebel‘ handelt es sich in Wahrheit um die rund 2.3 Millionen Lichtjahre entfernten Sterne unserer Nachbargalaxie! M31 ist eine Spiralgalaxie, die, ebenso wie unsere eigene Milchstraße und M33 (siehe Foto ganz oben!), Teil der sogenannten Lokalen Gruppe von Galaxien ist. M31 hat einen Durchmesser von rund 140.000 Lichtjahren und besteht aus ca. 200-400 Milliarden Sonnenmassen! Nur einen kleinen Ausschnitt davon sehen wir im obigen Bildausschnitt. Der Andromedanebel kann, einen dunklen Nachthimmel vorausgesetzt, mit dem bloßen Auge als schwaches Lichtfleckchen erkannt werden. Aufnahme vom 29.09.2013, (c) C. Preuß
Foto: NGC 891 ist ebenfalls eine Spiralgalaxie. Von der Erde aus gesehen schauen wir direkt auf ihre Scheibenkante. Mächtige dunkle Staubbänder, in denen Sterne entstehen, sind sehr gut sichtbar. NGC 891 ist fast 12 mal weiter von uns entfernt als der Andromedanebel M31, also rund 30 Millionen Lichtjahre. Bei den sichtbaren Sternen im obigen Foto handelt es sich übrigens nur um Vordergrundstern unserer eigenen Milchstraße, die bei der Aufnahme ‚im Weg‘ waren. Rechts oberhalb des Kernbereichs von NGC 891 erkennt man aber noch einen kleinen kreisförmigen und schwachen Nebelfleck. Dabei handelt es sich um eine noch weiter entfernte Hintergrundgalaxie! Aufnahme vom 29.09.2013, (c) C. Preuß