Sichere Sonnenbeobachtung mit geeigneten Sonnenfiltern

Die Sonnenoberfläche am 01.10.2011 durch ein Spiegelteleskop fotografiert, (c) Daniel Bockshecker(Gastbeitrag von Daniel Bockshecker) Im März suchen viele Hobbyastronomen den Kometen PANSTARRS am frühabendlichen Himmel. In den nächsten Wochen steht der Komet dabei nahe der Sonne. Direkt in das Sonnenlicht sollten Sie bei Ihrer Suche niemals schauen! Schwere Augenschäden könnten die Folge sein. Sternfreund Daniel Bockshecker gibt Ihnen Tipps für die direkte und sichere Sonnenbeobachtung.

Dies ist ein recht heikles Thema, welches mir sehr am Herzen liegt, da es hier in erster Linie um den Schutz der eigenen Augen geht. Die Sonne, unser Heimatstern und Lebensspender ist ein sehr faszinierendes Beobachtungsobjekt, da sie der einzige Stern ist, den man von der Erde aus nächster Nähe betrachten kann. Die Vorgänge auf ihrer Oberfläche sind spektakulär.

Man sieht Sonnenflecken alleine oder in Gruppen, man sieht Fackeln, Protuberanzen und riesige Materieauswürfe, die für die Polarlichter auf der Erde verantwortlich sind.

Foto oben: Die Sonnenoberfläche am 01.10.2011 durch ein Spiegelteleskop fotografiert, (c) Daniel Bockshecker, Tonwert- und Schärfe-Korrektur mittels Photoshop durch C. Preuß

Doch größte Vorsicht ist hierbei geboten!
Unsere Sonne hat Kraft, sehr viel Kraft sogar. Jeder, der mit einer Lupe einmal ein Stück Holz angezündet hat, weiß das. Das Sonnenlicht, welches auf die relativ kleine Fläche der Lupe fällt, reicht also aus, ein Feuer zu entfachen! Ferngläser und Teleskope bündeln das Licht in einem noch viel größerem Maße.

Sonnenfilter für die Sonnenbeobachtung

Oft findet man in Texten zur Sonnenbeobachtung den Hinweis: “Die Sonne nur mit geeigneten Filtern beobachten!” Doch was heißt “geeignet” eigentlich? Geeignet sind NUR Filter, auf denen ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass sie für die Sonnenbeobachtung geeignet sind! Diese Filter, Folien und Brillen sind speziell für diesen Zweck entwickelt und müssen vielen Prüfungen stand halten, um zur Sonnenbeobachtung zugelassen zu werden. Sie erfüllen Die EG-Norm 89/686. Ich möchte hier einmal auf die Folie eingehen, da sie am erschwinglichsten und genau so sicher wie ein Glasfilter ist. Astro-Händler wie Astroshop bieten eine „AstroSolar-Sonnenfilterfolie“ an, mit der es aus medizinischer Sicht ungefährlich ist, in die Sonne zu schauen. Wichtig: verwenden sie für die visuelle Beobachtung nur die Folie mit einer optischen Dichte ND: 5.0. Diese Folie hält über 99% des Sonnenlichts ab. Nur so ist das Licht der Sonne bei direktem Hineinsehen für das menschliche Auge erträglich. Der Folienhersteller liefert auch immer eine Anleitung für den Gebrauch der Folie mit. Man sollte die Folie auch NUR SO, wie angegeben benutzen. Die Folie ist ausschließlich für den Gebrauch vor dem Objektiv gedacht.

Um sie sicher zu verwenden MUSS eine geeignete Fassung, gemäß den Herstellerangaben gebaut werden. Das ist relativ einfach und kann von jedermann innerhalb einer kurzen Zeit erledigt werden. Ich rate DRINGEND davon ab, sie nur mit Klebeband o.ä. vor das Objektiv zu kleben! Ein kleiner Windstoß genügt, die Folie wird nur ein kleines Stück weggeweht und das gebündelte und fokussierte Sonnenlicht trifft ins Auge! Innerhalb von Sekundenbruchteilen wird die Netzhaut auf mehrere hundert °C erhitzt und das Auge ist damit für immer blind. Kein Augenarzt kann diesen Schaden wieder beheben. Und genau das kann mit einer korrekt gebauten Fassung nicht passieren.

Der selbst gebaute AstroSolar-Sonnenfilter vor der Teleskopöffnung, (c) Daniel Bockshecker

Foto: Ein fertig zusammengebauter AstroSolar-Sonnenfilter wird vor der Teleskopöffnung angebracht, (c) Daniel Bockshecker

Die Sonnenfilterfolie MUSS vor JEDEM Gebrauch auf Schäden überprüft werden. Schon kleinste Löcher, Risse und Auflösungserscheinungen können verheerende Folgen haben. Am einfachsten geht dies, in dem man die Folie in vor eine sehr helle Lichtquelle (z.B. Halogenlampe) hält und alle anderen Lampen ausschaltet. Eventuelle Fehler werden jetzt sichtbar. Wenn die Folie beschädigt ist, kann man sie nicht reparieren, sie darf auf keinen Fall mehr verwendet werden. Es ist darauf zu achten, dass das Teleskop ganz aus der Sonne geschwenkt ist, wenn man die Schutzkappe gegen den Filter tauscht. Wenn das Sonnenlicht in das Teleskop fällt, kann es auch innerhalb von Sekundenbruchteilen Schäden an der Optik und an den Linsen verursachen.

Eine vom Sonnelicht verschmorte Umkehrlinse, (c) Daniel BocksheckerFoto links: Hier sieht man eine Umkehrlinse, die innerhalb von Sekunden durch das Sonnenlicht verschmort wurde. Das Teleskop war dabei weder ganz auf die Sonne ausgerichtet, noch war es fokussiert. Man bekommt ein Gefühl davon, was passiert, wenn dieses gebündelte Licht auf die Netzhaut fällt, (c) Daniel Bockshecker

Deshalb: Erst den Filter drauf, dann in die Sonne schwenken. Um beim Ausrichten nicht in die Sonne sehen zu müssen, gibt es einen ganz einfachen Trick: Man beobachtet den Schatten, den das Teleskop auf den Boden wirft. Wenn er kreisförmig und am kleinsten ist, dann ist das Teleskop genau auf die Sonne ausgerichtet und die Beobachtung kann beginnen.

Man kann die Sonne also sicher beobachten, man muss es nur genau und richtig machen.

Im Internet habe ich schon viele abenteuerliche Dinge gesehen, wie manche Leute die Sonne beobachten. Bierflaschen, Sonnenbrillen (auch mit UV-Schutz!), Gläser aus Schweißermasken, Filmstücke, die vor das Okular geklemmt werden, mit Ruß geschwärztes Glas, CDs und vieles mehr sind für die Sonnenbeobachtung absolut untauglich! Sie mögen einen Teil des Lichts abhalten, doch bei weitem nicht alles: Das Sonnenlicht besteht ja bekanntlich nicht nur aus dem sichtbaren Licht, es besteht auch aus infrarotem und ultraviolettem Licht. Gerade das UV-Licht lässt sich nicht mit den oben genannten Gegenständen abhalten. Es trifft in vollem Maße ins Auge. Jeder weiß, dass zu viel UV-Licht Hautkrebs verursachen kann. Dies gilt auch für die Netzhaut. Hier besteht auch die Gefahr von schweren Spätschäden.

Und noch etwas: Ich habe gelesen, dass es “Sonnenfilter” gibt, die aus geschwärztem Glas sind, und vor das Okular geschraubt werden. Sie sind meist billig verarbeitet und kommen aus dem ostasiatischen Raum. Sie neigen dazu, durch die enorme Hitzeentwicklung während der Beobachtung zu platzen. Mit fatalen Folgen für das Auge. So etwas gehört in den Müll und nicht ins Teleskop! In seriösen Fachgeschäften werden sie daher auch gar nicht erst angeboten.

Es gibt aber noch eine andere Methode, sicher die Sonne zu beobachten: Die Okularprojektion. Hierbei wird das Teleskop ohne Filter auf die Sonne ausgerichtet und dabei NICHT durch das Okular geblickt, sondern ein weißer Karton vor das Okular gehalten. Ein Bild der Sonne wird hierbei auf den Karton projiziert. Diese Methode hat allerdings den entscheidenden Nachteil, dass Teile innerhalb des Teleskops sehr heiß und damit beschädigt werden können. Am besten ist es, wenn das Sonnenlicht mithilfe des Objektivfilters gar nicht erst in seiner vollen Intensität ins Teleskop gelangt.

Ich selbst bin ein begeisterter Sonnenbeobachter und würde nie an der Sicherheit sparen. Teleskope, Linsen, Filter und Kameras sind ersetzbar. Nicht aber das Augenlicht. Deshalb benutze ich NUR Zubehör, welches auch dafür gedacht ist.

Sonnenuntergang am 25.07.2012 in Bruchhausen, (c) Daniel Bockshecker

Foto: Sonnenuntergang am 25.07.2012 in Bruchhausen, (c) Daniel Bockshecker

Viel Spaß bei der sicheren Sonnenbeobachtung, wünscht Euch Euer Sternfreund
Daniel Bockshecker

Hinweis und Haftungsauschluss: Die obigen Erläuterungen helfen Ihnen bei der sicheren Beobachtung der Sonnenoberfläche im Weißlicht. Den Kometen PANSTARRS, der in den nächsten Tagen unwweit der Sonne steht, werden Sie durch so einen Filter aber nicht mehr sehen können, da er zuviel Licht abhält. Für die Suche nach PANSTARRS, ISON, oder anderen Kometen am Taghimmel, gehen Sie daher überaus vorsichtig vor. Schwenken Sie Ihr Fernglas oder Teleskop dabei niemals(!) auf die Sonne, auch nicht kurz. Für dabei entstehende Augenschäden, die durch Unachtsamkeit ausgelöst werden, übernehmen wir selbstverständlich keinerlei Haftung.

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