Mondsüchtig – Sternfreunde Siebengebirge beobachten und fotografieren den Mond

Mondkrater Gassendi, (c) C. PreußAuch im Neuen Jahr 2014 setzen die Sternfreunde Siebengebirge und Hobby-Astronomen der Region ihre astronomischen Aktivitäten fort. Am Abend des 12. Januar traf ich mich mit Daniel Bockshecker zu einer gemeinsamen Beobachtung von Jupiter und dem Mond. Im Garten baute ich mein großes Spiegelteleskop für die Beobachtung und Fotografie auf. Die Luft war zwar sehr unruhig, das ‚Seeing‘ also schlecht, trotzdem gelangen Videoaufnahmen vom Mond, die mittels späterer Bildbearbeitung am PC recht schöne Resultate lieferten (…)

Foto oben: Nicht etwa der Blick aus dem Fenster einer Apollo-Mondlandefähre, sondern eine Aufnahme aus dem über 380.000 km entfernten  Siebengebirge auf dem Planeten Erde. Weiter unten auf dieser Seite finden sich weitere Aufnahmen und Erklärungen der im Bild sichtbaren Details! 12.01.2014, (c) Christian Preuß

Daniel: Schon länger haben Christian und ich nicht mehr gemeinsam beobachtet. Entweder, das Wetter lies es nicht zu oder einer von uns war verhindert. Doch das sollte sich nun ändern. Es war am Sonntag, den 12. Januar 2014. Es war ein schöner, sonniger Tag, der auch eine Sonnenbeobachtung zuließ. Die Nacht zuvor hatte ich auch schon beobachtet. Christian und ich verabredeten uns zur gemeinsamen Beobachtung für den Abend. Im Garten hatte er schon sein 12″ (30cm Öffnung mit einer Brennweite von f=1500mm) Goto Dobson Teleskop aufgebaut und nahm mit der CCD-Kamera im Okularauszug Videos von Jupiter* auf. Ich gesellte mich dazu und so starteten wir unsere Entdeckungstour zu Jupiter und dem Mond. Jedoch nicht ganz unbemerkt von einem Nachbarn, der neugierig an den Zaun kam und uns fragte, was wir denn beobachten würden. Christian gab gerne Auskunft und Zeigte ihm den Monitor seines Laptops, auf dem Jupiter live zu sehen war. Ich glaube, er war ganz beeindruckt, von dem, was er da sah. Ich finde es immer schön, wenn sich auch andere Leute für unser Hobby interessieren.

Nachdem wir Jupiter besucht hatten, unternahmen wir einen ausgedehnten „Mondspaziergang“. Der Trabant zeigte sich trotz leichtem Dunst recht klar und deutlich. Das mittelmäßige Seeing (Luftunruhe) ließ das Bild im Okular allerdings etwas wabern. So waren also keine besonders hohen Vergrößerungen möglich. Christian nahm auch hier einige Filmsequenzen auf, um sie später zu Fotos weiter zu verarbeiten. Anschließend beobachteten wir den Mond auch visuell, das heißt durch das Okular. Zunächst vergrößerten wir recht stark, um Oberflächendetails zu sehen. Anschließend beobachteten wir mit meinem mitgebrachten 38 mm Weitwinkelokular, welches ich zu Hause an „Phönix“, meinem C8 Spiegelteleskop verwende. So sahen wir den Mond als Ganzes vor uns im All. Das war ein sehr schöner Anblick, den ich mit meiner Canon IXUS 132 fotografisch festhielt.

Der Mond am 12.01.2014, (c) D. Bockshecker, C.PreußFoto oben: Der Mond am 12.01.2014, Bitte öffnen Sie auch diese größere Bildversion, (c) D. Bockshecker, C.Preuß

Anschließend schwenkten wir wieder auf Jupiter, der im Weitwinkelokular mit allen vier Galileischen Monden (Io, Europa, Ganymed und Kallisto) zu sehen war. Sie heißen „Galileische Monde“, weil Galileo Galilei sie 1610 als erster Mensch mit seinem selbstgebauten Fernrohr beobachtete und beschrieb. Auch diesen Anblick hielt ich mit meiner Kamera fest. Wir fragten uns, was Galileo Galilei sagen würde, wenn er in dieser Nacht mit uns am Teleskop gestanden hätte.

Jupitermonde, 12.01.2014, (c) D. BocksheckerFoto oben: Die vier galileischen Monde des Jupiter, der hier natürlich völlig überbelichtet ist, 12.01.2014, (c) D. Bockshecker

Den Orionnebel M42/M43 beobachteten wir in dieser Nacht ebenfalls, jedoch bot er aufgrund der immer stärker werdenden Bewölkung und des sehr hell scheinenden Mondes keinen besonders guten Anblick. Zuletzt wollten wir noch Uranus einen Besuch abstatten, doch der war uns schon längst davongelaufen und fast unter dem West-Horizont verschwunden.

Es war eine sehr schöne und interessante Beobachtungsnacht, die Christian und mir viel Freude bereitete. Mit der Datenverarbeitung und dem Schreiben dieses Beobachtungsberichtes durchleben wir diese Beobachtung noch einmal und können uns so ein weiteres mal daran erfreuen. Eines steht auf jeden Fall fest: Die nächste gemeinsame Beobachtung kommt bestimmt. Clear skies, Euer Sternfreund Daniel Bockshecker.

* Anmerkung Christian: Die monochrome CCD-Aufnahmeserie von Jupiter mit 5000 Einzelbildern speicherte ich versehentlich leider im .raw statt als .avi Format ab. Eine weitere Bildbearbeitung war mir leider noch nicht möglich. In der Astrofotografie gelingt leider auch nicht immer alles perfekt. Jupiter ist 2014 also weiterhin mein Ziel für die Fotografie.

Alle Mondvideos wurden mit einer i-Nova CCD-Kamera im .avi Format aufgenommen und konnten danach entsprechend bearbeitet werden. Die Vorgehensweise bei der Erstellung dieser Aufnahmen war immer die gleiche. Zuerst nahm ich Videos mit je 2000 Einzelbildern auf. Die fertigen Videos wurden anschließend mittels der kostenlosen Software Registax zu geschärften Summenbildern gestackt und in Photoshop weiter bearbeitet. Hier nun aber die Ergebnisse der Mondaufnahmen dieses Abends, zusammen mit kurzen Erklärungen zu den darauf sichtbaren Mondformationen.

Mare Humorum, 12.01.2014, (c) C. PreußFoto oben: Das Mare Humorum mit dem Krater Gassendi. Bitte öffnen Sie auch diese größere Bildversion, 12.01.2014, (c) C. Preuß

Gassendi und Mare Humorum, 12.01.2014, (c) C. PreußFoto oben: Detailansicht der Mondregion um den Krater Gassendi. Bitte öffnen Sie auch diese größere Bildversion. 12.01.2014, (c) C. Preuß

Mondkrater Gassendi, (c) C. PreußFoto oben: Der Mondkrater (Wallebene) Gassendi grenzt an das Mare Humorum an, hat einen Durchmesser von 110 km und weist eine Tiefe von rund 1400km auf. Sein Alter beträgt rund 3,8 Milliarden Jahre. Zahlreiche Risse und Gräben durchziehen den Boden des Kraters. Im Zentrum des Kraters findet man das 1000 Meter hohe Zentralgebirge, bestehend aus drei Hauptgipfeln. Im Norden Gassendis findet sich der große Einschlagskrater Gassendi A mit einem Durchmesser von 33km. Beim Einschlag vor Milliarden Jahren hat er die nördliche Wallebene eingedrückt und einen Erdrutsch ausgelöst, den man auf dem obigen Bild gut erkennen kann. Schaut man vom Zentralgebirge des Kraters Gassendi nach Westen (oben im Bild nach links), dann erkennt man einen weiteren Hangrutsch ins innere des Kraters. Manche Beobachter auf der Erde, die Gassendi durch ein Teleskop beobachten, wollen vereinzelte Lichtblitze im Kraterinneren gesehen haben. Dieses seltsamen „Transient Lunar Phenomena“ (TLP) schreibt auch noch anderen Stellen auf der Mondoberfläche zu. Ihre Ursache ist bis heute nicht genau geklärt. Sogar die Astronauten Mattingly (Apollo 16), Schmidt und Cernan (Apollo 17) berichteten von sehr kurzen und hellen Lichtblitzen, die sie durch die Fenster ihrer Raumsonde beobachtet haben wollen. Eine wissenschaftliche und englischsprachige Auseinandersetzung mit dem Thema findet sich hier (und hier die lange Pdf dazu)  12.01.2014, (c) C. Preuß

Rupes Liebig, 12.01.2014, (c) C. PreußFoto oben: Dieser vergrößerte Bildausschnitt aus dem obigen Bild zeigt die Rupes Liebig (Liebigfurche), eine rund 180km lange Furche im Mare Humorum. Oberhalb des Kraters Liebig erkennt man einen weiteren Krater, dessen östliche Hälfte gar nicht mehr existiert. Dieser wurde vor Milliarden jahren in die Tiefe gezogen und von Lava überflutet.

Sinus Iridium, 12.01.2014, (c) C. PreußFoto oben: Die Regenbogenbucht Sinus Iridium. Bitte öffnen Sie auch diese größere Bildversion, 12.01.2014, (c) C. Preuß

Plato und Mare Imbrium, 12.01.2014, (c) C. PreußFoto oben: Der Krater Plato, das Alpental und das angrenzende Mare Imbrium. Hier liegt übrigens auch die Landestelle des chinesischen Mondroboters YUTU (Jadehase), der die Mondoberfläche erforscht. Bitte öffnen Sie auch diese größere Bildversion, 12.01.2014, (c) C. Preuß

Gefallen Ihnen unsere Aktivitäten? Sind Sie selbst eine aktive Sternfreundin oder ein Sternfreund aus der Region Siebengebirge/Rhein-Sieg/Bonn? Oder möchten Sie einfach auch einmal an einer solchen Beobachtung teilnehmen? Dann abonnieren Sie einfach den kostenlosen Newsletter und nehmen Sie bei weiteren Fragen gerne Kontakt zu mir auf. Gelegentlich treffen wir uns auch zu öffentlichen Beobachtungen durch unsere Teleskope. – Christian Preuß, info@Sternfreunde-Siebengebirge.de

Linktipps:

Gassendi auf Wikispacese

Eine weitere Detailaufnahme von Gassendi

Detailansicht des Alpentals (Vallis Alpes)

Im Bann der Mondlandschaften – eine aufregende Reise zu unserem Erdtrabanten

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