Der Himmel über der Wüste – oder wie ich Sternfreundin wurde

Komet Hyakutake, Credit & Copyright: Doug Zubenel (TWAN) (Gastbeitrag von Heike Ostermann) Mein spektakulärstes Himmelsereignis hatte ich 1996 in Mali. Dort sah ich nämlich meinen ersten – und bisher einzigen – Kometen.

Foto oben: Der Komet Hyakutake, Credit & Copyright: Doug Zubenel (TWAN), Mit freundlicher Genehmigung von Doug Zubenel (Thank you very much Doug and Clear Skies!)

Von 1995 bis 1998 habe ich in Mali gearbeitet, in einem kleinen Ort namens Manantali.
Die Gegend lag eine ganze Tagesreise von der nächsten Stadt entfernt, Elektrizität gab es nur in bestimmten Vierteln und das auch nicht immer. Fernsehen und Handy hatten das Land noch nicht erobert. Ideale Verhältnisse, um den Himmel zu betrachten. Kein störendes Licht und oft klare Sichtverhältnisse machten jede Nacht unter dem Sternenhimmel zu einem Erlebnis, welches wir im Kreis mehrerer Freunde und Freundinnen erlebten. Die Geschehnisse am Himmel prägten auch die Menschen: während meines Aufenthaltes in Manantali erlebten wir 2 Mondfinsternisse, die sich schon an den Abenden vorher ankündigten, da der Vollmond und die untergehende Sonne sich auf einer Geraden genau gegenüber zu stehen schienen. Setzte die Mondfinsternis ein, begangen die Dörfler zu feiern, Kindern tanzten auf der Straße und in den Höfen, alle blieben länger auf als gewöhnlich. Es war etwas Besonderes!

(c) Heike Ostermann in Mali

Foto: (c) Heike Ostermann in Mali

Im März 1996 saß ich im Dunkeln hinter meinem Haus und  beobachtete ein zunächst- mit bloßen Augen – recht lichtschwaches, verschwommenes rundes Objekt am Himmel, das  sich im Sternbild Jungfrau befand. Irgendetwas stimmt da nicht. Das Objekt schien jeden Abend leicht zu wandern und zeigte nach mehreren Abenden eine längliche Form. Ich sprach einige Dörfler darauf an. Sie konnten sich zunächst ebenfalls keinen Reim darauf machen , bis einhellig beschlossen wurde, dass dies bestimmt der „CIA“ sei, da die Struktur am Himmel dem Lichtstrahl einer Taschenlampe glich, die „von außen“ – quasi durch das Firmament nach innen schien. Diese einmalige Erklärung ist aus meiner Sicht eine wunderbare Mischung der Wahrnehmung übernatürlicher Phänomene durch viele Malier und des verschmitzten Humors der Menschen. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die politischen Ereignisse um den zweiten Golfkrieg noch nicht allzu lange (5 Jahre) her waren und sich auch im afrikanischen Busch schnell herumgesprochen hatte, dass die USA im Nahen Osten unglücklich intervenierten und die Amerikaner, die in Mali tätig waren, sich hohen Sicherheitsstandards unterwerfen musste. Der CIA war in aller Munde … .

Um der Sache am Himmel auf den Grund zu gehen, rief ich über unser sündhaft teures Satellitentelefon meinen Freund in Deutschland an, der die Volkssternwarte in Bonn kontaktierte und  mir bestätigte, dass die Taschenlampe des CIA in Wahrheit ein Komet sei. Im Verlauf von ca. 6-8 Wochen entwickelte sich „Hyakutake“ zu einem stattlichen Kometen, der seinem Namen alle Ehre machte und gefühlte 30 Grad der Himmelshemisphäre abdeckte. Mittlerweile war er von der Jungfrau durch Bootes Richtung Großer Wagen gewandert und zeigte seine ganze stille Pracht in Form des geraden Gasschweifs und des gekrümmten Staubschweifs. Wenn wir abends in unserer Open-Air-Kneipe bei einem kühlen Bierchen saßen, gehörte Hyakutake dazu und schirmte uns vor dem dunklem Weltall ab.

Nach mehreren Wochen verschwand er recht schnell, wurde kleiner, dünner und war dann mit bloßem Auge nicht mehr sichtbar. Wir haben in vermißt! Und seit dieser Zeit lasse ich den Himmel nicht mehr aus den Augen. – Heike Ostermann

Hinweis der Redaktion:
Möchten Sie auch einmal einen echten Kometen mit eigenen Augen sehen?
Dann haben Sie jetzt (März/April 2013), auch von Deutschland aus, die Gelegenheit dazu!
Den Kometen PANSTARRS können Sie nach der Abenddämmerung über dem Westhorizont finden. Verwenden Sie ein Fernglas oder Teleskop, denn der Komet ist mittlerweile für das bloße Auge schwerer sichtbar, da seine Helligkeit langsam wieder abnimmt. Lesen Sie dazu auch meinen Beitrag: „Auch im April: Im Schweif des Kometen PANSTARRS„.


Video: Komet PANSTARRS im Zeitrafferfilm, Quelle: AuroraPhoto, YouTube
„Timelapse of comet C/2011 L4 Pan-STARRS as seen from Ersfjorden in Northern Norway on 20 March 2013. For more images visit: www.northernlightsphotography.no“

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