From Dusk till Dawn – Eine fantastische Beobachtungsnacht

(Gastbeitrag von Daniel Bockshecker) In der Nacht vom 05. auf den 06.09.13 beobachteten Thomas Haas und ich die gesamte Nacht hindurch. Von der Abenddämmerung bis in die Morgendämmerung. Es wurde eine ganz besondere Nacht, da wir auch Erfahrungen in der Fotografie sammeln wollten.

Im Vorfeld hatten Thomas und ich vereinbart, einmal eine ganze Nacht hindurch auf meiner Dachterrasse zu beobachten. Bei seinem letzten Besuch bei mir hatten wir eine geschlossene Wolkendecke, so dass keinerlei Beobachtungen möglich waren.

Foto oben: Sternfeldaufnahme des Sommerhimmels, mit Photoshop nachbearbeitet und beschriftet, Große Ansicht, (c) Thomas Haas, Daniel Bockshecker

Doch nun sollte es anders werden. Hoch Hannah bescherte uns eine Woche voller Sonnenschein, fast ohne Wolken. Da Thomas und ich Urlaub hatten, war dies unsere Chance, unser Vorhaben zu realisieren. Es begann ein intensiver Austausch zu technischen Fragen, weil wir unsere Ausrüstungen aufeinander abstimmen mussten. Da wir Thomas´ Kamera (eine Sony NEX 5) an unsere Teleskope anschließen wollten, brauchten wir einen Adapter und einen T2-Ring. Thomas hatte alles, was nötig war bestellt und es wurde auch geliefert. Außer dem T2-Ring. Gott sei Dank konnte ich noch über einen befreundeten Hobby-Fotografen an Land ziehen. Rettung in letzter Sekunde. Um eine Kamera an einem Spiegelteleskop fokussieren zu können, brauchten wir noch Bahtinov-Masken. Auf die Schnelle hatten wir nur die Möglichkeit, uns selber welche zu basteln. Thomas druckte in Köln die Vorlagen aus und ich besorgte die schwarze Pappe.

Wir begannen am Abend damit, uns die Bahtinov-Masken zu basteln. Zum Abendessen bestellten wir uns Pizza und gleich nach dem Essen ging es mit der Fotografie los. Thomas war ganz begeistert davon, dass die Milchstraße ohne Probleme mit bloßem Auge sichtbar war. In der ersten Nachthälfte nahmen wir langzeitbelichtete Aufnahmen des Sommerhimmels in Angriff. Dazu muss die Kamera nachgeführt werden. Also montierten wir Thomas´ NEX 5 mit Weitwinkelobjektiv auf meine EQ-Sky Montierung. Das erste Bild wurde 12 min. belichtet und wir hatten gleich ein tolles Ergebnis. Auf der Sternfeldaufnahme hatten wir gleich einen Meteor und zwei Iridium-Flares oder einen trudelnden Satelliten eingefangen. Wir waren überglücklich und ganz begeistert. Es folgten noch mehrere Aufnahmen.

Foto: Thomas Haas macht die Kamera für die Sternfeldaufnahme startklar.

Gleich danach folgte das nächste Highlight: Um 1:04h raste ein großer, gelblicher Bolide mit doppelter Rauchspur aus dem Sternbild Kepheus kommend, in Richtung Andromeda! Wir waren platt! Nun wandten wir uns den Teleskopen zu. Mit Phönix, meinem Celestron 8″ Schmidt-Cassegrain Teleskop machten wir Jagt auf die Andromeda-Galaxie. Sie bot einen fantastischen Anblick! Da das Seeing in dieser Nacht exzellent war, konnten wir im 2″ 52 mm Okular neben dem Kernbereich sogar die Spiralstruktur der Staubbänder sehen. Als ich die Vergrößerung mit einem 1,25″ 25 mm Okular steigerte, war der Kernbereich noch feiner strukturiert zu erkennen.

Foto: Daniel Bockshecker beobachtet ganz fasziniert die Andromeda-Galaxie

Auch diesen Anblick wollten wir fotografisch festhalten. Doch leider verwackelte die Aufnahme durch lose Balkonplatten unter den Stativbeinen. Davon ließen wir uns aber wenig beeindrucken und beobachteten die Plejaden im Fernglas. Wie Diamanten auf schwarzem Samt schienen die sieben Schwestern vor uns zu liegen. Ein toller Anblick! Etwas später, in den frühen Morgenstunden, stand auch das Sternbild des Orion schon hoch genug, um mit dem C8 beobachtet zu werden. Was für ein Anblick! Zum ersten Mal hatte ich den Orionnebel M42/M43 im C8. Es war ein gigantisches Bild des gesamten Nebelkomplexes. Fast wie im Lehrbuch waren selbst die dünnen Nebelausläufer im Randbereich zu erkennen. Bei stärkerer Vergrößerung konnten wir sogar den Kernbereich sehr detailliert auflösen. Thomas und ich waren sehr beeindruckt und genossen diesen Anblick einige Zeit.

Kurz darauf stand schon Jupiter hell strahlend in seiner ganzen Pracht hoch am Himmel. Hierfür setzten wir meinen 114/500 Newton Stargazer 1 auf die EQ-Sky Montierung und beobachteten ihn zunächst visuell. Wie auf einer Perlenkette aufgereiht war er mit seinen vier größten Monden zu sehen. Auch ihn wollten wir fotografieren. Also setzten wir Thomas´ Kamera an den Okularauszug und stellten fest, dass er nicht zu fokussieren war. Später fand Thomas heraus, dass es funktioniert hätte, wenn wir aus dem Adapter vor dem T2-Ring ein Segment herausgenommen hätten. Wir montierten Thomas´ Maksutov-Teleskop auf die Montierung und fotografierten damit Jupiter. Das klappte hervorragend.

Foto: Jupiter und seine vier großen Monde

So langsam kam die Morgendämmerung und es wurde immer heller. Einige Bilder des Sonnenaufgangs über der Erpeler Ley wurden noch geschossen, bevor wir dann ganz gemütlich zwischen den Teleskopen frühstückten. Es war eine ganz hervorragende Nacht, in der wir viele Wertvolle Erfahrungen sammeln konnten und tolle Beobachtungen machten. Wir haben uns vorgenommen, dass wir das auf jeden Fall wiederholen.

Clear skies und gute Beobachtungen wünscht Euch,

Daniel Bockhecker

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