Faszinierend: die Beobachtung des Orionnebels durch ein Teleskop und mit eigenen Augen!

Der Orionnebel im TeleskopSiebengebirge. Das schlechte Wetter der vergangenen Wochen erlaubt leider noch keine intensiven und entspannten Beobachtungen des Sternenhimmels. Am Abend des 30. Januar bot sich mir jedoch doch eine spontane und schöne Gelegenheit zum Blick auf den Orionnebel über Bad Honnef. Ich baute mein Teleskop also im Garten auf und schwenkte es in Richtung Orion. Was kann man dabei beobachten? – Faszinierendes!

Das Sternbild Orion ist auch für Laien sehr gut zu erkennen. Schon eine einfache Sternkarte erleichtert die Orientierung am Himmel enorm. Wenn man das Sternbild, als Anfänger, das erste Mal deutlich wahrgenommen hat, wird man es danach immer wiederfinden, so sehr prägt sich seine Figur ein. Das markante Sternbild ist nicht zu übersehen, und steht nun schon hoch im Süden, wenn es abends dunkel geworden ist.

Der Orionnebel (M42) mit bloßem Auge

Bei klarer Sicht, und wenig störendem Licht durch künstliche Lichtquellen (wie von Straßenlaternen, beleuchteten Fenstern, Leuchtreklamen oder Scheinwerfern vorbeifahrender Autos) kann man, etwas unterhalb der drei Gürtelsterne des Orion, ein kleines nebeliges Lichtfleckchen erkennen. Dafür reicht schon das bloße Auge des Betrachters. Bei dem Nebelfleckchen handelt es sich um den berühmten Orionnebel (M 42), einem riesigen Sternentstehungsgebiet in unserer Milchstraße. Der Orionnebel ist rund 1350 Lichtjahre von uns entfernt. Ein Lichtjahr ist die Entfernung, die ein Lichtstrahl in einem Jahr (365 Tage) zurücklegt, und dass entspricht unvorstellbaren 9,5 Billionen Kilometern!

Fotos vom Orionnebel

Viele Menschen kennen den Orionnebel von zahlreichen farbigen und großartigen Fotos der Sternwarten und von Astronomen. Auf diesen Abbildungen sieht man sehr viele verschiedenen Farben und eine Unmenge von Details. Fotokameras, oder spezielle Astrokameras, die dafür verwendet werden, sammeln und verstärken das Licht des Orionnebels. Mit Hilfe von speziellen Computerprogrammen bearbeiten die Astrofotografen die Resultate weiter. Dabei werden Bildfehler behoben und man kann das bestmögliche Ergebnis aus den Rohdaten solcher Fotos herausarbeiten. Viele schöne Beispiele dafür findet man im Internet und zum Beispiel über die Google-Bildersuche. Dabei fällt auf: jedes Foto sieht anders aus. Das Ergebnis ist immer ein Produkt aus der verwendeten Teleskop-Optik, der eingesetzten Kamera, der Belichtungszeit, dem verwendeten Computerprogramm und letztlich auch der subjektiven und persönlichen Bearbeitungsweise des Astrofotografen selbst. Die technischen Möglichkeiten in der Astrofotografie stehen heute auch allen Hobbyastronomen offen. Geeignete CCD-Kameras und sinnvolles Zubehör sind heute für jeden Sternfreund erschwinglich, der über das nötige Kleingeld verfügt. Sogar bekannte Marken-Hersteller aus dem Bereich der normalen Tagesfotografie bieten heute Lösungen, speziell für die Astronomie, an.

Nichts ist schöner: Der Orionnebel, beobachtet durch ein Teleskop

Am Beispiel der Orionnebels möchte ich nun einmal exemplarisch zeigen, wie man ihn durch ein etwas größeres Teleskop, erhältlich für Hobbyastronomen, selbst beobachten kann; Also ganz ohne Einsatz einer Kamera und mit den eigenen Augen!
Da man hier den tatsächlichen Seheindruck, live am Teleskop, natürlich nicht 1:1 ‚abbilden‘ kann, ist die folgende Wiedergabe eine Zeichnung, die am Teleskop entstanden ist, und mittels der Bildbearbeitungs-Software Photoshop angepasst wurde. Es ist gewissermaßen die Erinnerung an ein tatsächliches Beobachtungserlebnis. – Jeder Mensch sieht anders. Einen persönlichen Eindruck gewinnt man als Beobachter immer nur selbst, und mit den eigenen Augen, durch sein eigenes Teleskop. Das ist durch nichts zu ersetzen.

Genau dies macht den eigentlichen Reiz der Hobbyastronomie aus: selber mit einem Teleskop unter dem Sternhimmel zu beobachten und alle Objekte mit eigenen Augen zu betrachten; Einfach Eins zu sein mit dem Weltraum. Das ist auch einer der Gründe, warum ich die ‚Sternfreunde Siebengebirge‚ gegründet habe: meine Leidenschaft für die Hobbyastronomie mit anderen Sternfreunden zu teilen, und mehr Menschen für die Beobachtung des Weltraums zu begeistern.


Abbildung: So sieht man den Orionnebel (M42) durch ein astronomisches Teleskop mittlerer Größe (ab ca. 20 cm Objektiv-Durchmesser), und bei kleinerer Vergrößerung. In meinem eigenen 30 cm Dobson-Spiegelteleskop konnte ich am 30.01.2013 sogar noch weit mehr Details erkennen, als auf dieser exemplarischen Abbildung zu erkennen. Um den Kontrast zwischen dem Himmelshintergrund und dem Orionnebel zu verstärken, verwenden Hobbyastronomen gerne zusätzliche Filter (Bsp. UHC-Filter). Diese sperren das Licht von künstlichem und störendem Licht, während das Licht des Nebels nur wenig gedämpft wird. Durch die Steigerung des Kontrastes kann man so mehr Feinheiten erkennen. Ein Seherlebnis, das dem Eindruck im Hochgebirge zumindest näher kommt. Weitere schöne Beispiele für Zeichnungen vom Orionnebel finden sich über die Google-Bildersuche.

Wer den Orionnebel, bei klarer Sicht, zum ersten Mal, oder auch häufiger, durch ein lichtstarkes Teleskop (Fernrohr) sieht, wird diese Erlebnisse nie wieder vergessen. Funkelnde und unterschiedlich helle Sterne, umgeben von weißlichen und grünlichen Nebelschwaden, Filamenten und geheimnisvollen Strukturen. Unsere Augen sind für rotes Licht eher weniger empfindlich. Die kräftigen Rottöne von Fotografien des Nebels sehen wir also nicht. Durch ein Teleskop mit ca. 200-300 mm Linsen- oder Spiegeldurchmesser erscheint uns der Orionnebel aber immerhin grünlich, denn für die Farbe Grün ist unser menschliches Auge am empfindlichsten. Bei sehr gutem Sternenhimmel, und mit einem größeren Teleskop, erkennt man im Orionnebel manchmal auch bläuliche und sogar purpurne Farbtöne.

Skywatcher 12 Zoll (=300mm Öffnung) Dobson Spiegelteleskop, (C) PreußBei der Beobachtung durch das Teleskop (Foto rechts: mein Skywatcher 12″ Spiegelteleskop in sogenannter Dobson-Bauweise)) setzt man unbedingt auch verschiedene Vergrößerungen ein. Diese erzielt man über den Einsatz von Okularen unterschiedlicher Brennweiten. Lange Okular-Brennweiten von z.B. 35mm ergeben schwächere Vergrößerungen und ein weiteres Gesichtsfeld. So kann man den Orionnebel dann fast in seiner ganzen Ausdehnung beobachten. Mit Okularen kürzerer Brennweite erzielt man höhere Vergrößerungen und beobachtet damit Details des Nebels, wie z.B. die Kernregion mit den berühmten vier ‚Trapezsternen‚, oder die äußeren Lichtbögen und Filamente. Jede Vergrößerung hat also seine eigene Berechtigung, und es lohnt sich, den Orionnebel so einmal über eine längere Zeit und ganz in Ruhe zu beobachten.

Je länger man beobachtet, und seine Augen an die Dunkelheit der Nacht gewöhnt hat, desto mehr wird man erkennen. Immer mehr Details werden sichtbar und man trainiert seine Augen so auch zu einem regelrechten ‚astronomischen Sehen‚. Das Licht des Orionnebels, welches in unsere Augen fällt, und ein Abbild in unserem Gehirn entstehen läßt, trat seine lange Reise vor 1350 Jahren an. Die einzelnen Lichtteilchen, die unsere Sehstäbchen im Auge reizen, sind also auch tatsächlich 1350 Jahre alt. – Immer ein unglaubliches Gefühl, wenn man während der Beobachtung daran denkt. Und: mit dem eigenen Teleskop kann man sogar noch weiter entfernte Galaxien beobachten, deren Licht sogar mehrere Millionen oder Milliarden Jahre unterwegs war, bis es in unsere Augen fällt. Das Licht, welches wir dann sehen, stammt also aus einer Zeit, als es noch keinen Menschen, oder gar kein Leben, auf dem Planeten Erde gab!

Epilog

Das Weltall liegt direkt vor unserer Haustür. Ein eigenes und gutes Teleskop ist unser Fenster zum Universum.
Die Begeisterung über das Gesehene, und das wachsende Verständnis für den Kosmos, von dem wir ein lebendiger Teil sind, lässt uns nie wieder los. Wir sind aus Sternenstaub geboren und beobachten staunend die Wunder um uns herum. – Das Universum ist lebendig und beobachtet sich selbst.

  • Sternfreunde Siebengebirge – die Reise zu den Sternen beginnt hier.

Christian Preuß

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