Der Bau einer Laptopbox

Laptopbox(Gastbeitrag von Daniel Bockshecker) Eine Laptopbox aus einfachsten Materialien ist eine sehr hilfreiche und praktische Sache, für alle, die während der Beobachtung ihren Laptop benötigen, um z.B. während der Fotografie die Teleskopkamera zu steuern, virtuelles Kartenmaterial (Astronomiesoftware) zu benutzen, oder auch um einen Internetzugang zu haben, damit man aktuelle Satellitenbilder abzurufen kann, um die Wolkenbewegungen besser abschätzen zu können.

Während der Sonnenbeobachtung dient die Box als Blendschutz für den Bildschirm, in der (Winter-) Nacht schützt sie den Rechner vor Tau und Kälte und verhindert das Beschlagen von Filtern und Linsen. Mit der Box ist der Laptopbetrieb bis ca. -13°C Umgebungstemperatur möglich, da die Temperatur um den Computer durch dessen warme Abluft um ca. 3-4°C erhöht wird. Somit stehen dem Beobachter mehr Winternächte mit dem Rechner zur Verfügung. Man sollte aber auf jeden Fall beim Hersteller nachfragen, bis zu welcher Temperatur der jeweilige Laptop funktioniert! (Meistens gibt der Hersteller -10°C Tiefstemperatur an, wobei noch einige Grad nach unten Spielraum bleiben.) Durch ein eingebautes Thermometer lässt sich die Temperatur innerhalb der Box leicht ablesen. Ich selbst habe die Laptopbox während der praktischen Anwendung Schritt für Schritt bis zu dieser Version weiterentwickelt. Für Verbesserungsvorschläge und/oder konstruktive Kritik bin ich stets dankbar.

Bild 1, siehe oben: Die Laptopbox in Betrieb.

Es wird benötigt:

Werkzeug:

1 Teppichmesser
1  Zahnspachtel
2  volle Getränkekästen
2  volle 11er Bierkästen
1  mittelgroßer Kreuzschraubendreher
1  kleiner Kreuzschraubendreher
1  Maul- oder Ringschlüssel, 5mm
1  mitteldicker Markierstift, wasserfest
1  Nagel, mindestens 30mm lang
1  Gliedermaßstab
1  Metallleiste oder Wasserwaage, mindestens 70cm lang
1  Rechter Winkel
1  Feuerzeug
Einige dicke, schwere Bücher

Material:

3  Jackodur-Platten, 20mm dick
1  Pappkarton, Größe frei wählbar, je nach Laptop-Größe
1  Mousepad
1  Tube universal-Haushaltskleber, lösemittelfrei
0,5m  Gurtband
2 Kg Hartschaumkleber
1  Tube flexible Spachtelmasse für den Außenbereich
2  gelochte U-Winkel, je mehr Löcher, desto besser
16  Unterlegscheiben, Innenloch-Durchmesser: 6mm
8  metrische Schrauben, 5mm Durchmesser, 10mm lang
8  Muttern, 5mm
3  Holzschrauben, höchstens 18mm lang, so breit und grob wie möglich
1  Außenthermometer

Alle Werkzeuge (bis auf Getränkekästen und Bücher) sowie Materialien erhält man in jedem gut sortierten Baumarkt.

Und so geht´s:

Als erstes besorgt man sich einen möglichst stabilen Pappkarton in der gewünschten Größe. Er bildet das Grundgerüst für die Box. Der Karton wird mit der offenen Seite zum Beobachter aufgestellt. Der Laptop sollte aufgeklappt hineinpassen und auch noch etwas Platz für ein Mousepad, den Nummernblock und die Filterheizung bieten. Ich habe bei meiner Box beispielsweise eine Breite von 58cm, eine Höhe von 38cm und auch eine Tiefe von 38cm. Aber das kommt auf die Größe des Laptops und die jeweiligen persönlichen Vorzüge an. Man stellt nun den Laptop hinein und schneidet dort, wo die Strom- und USB-Anschlüsse sind, mit dem Teppichmesser passend große Löcher in den Karton. Am besten probiert gleich einmal aus, ob alle Anschlüsse auch hindurchpassen.

Als nächsten Arbeitsschritt schneidet man die 20mm dicken Jackodur-Platten für die Außenverkleidung zu. Dafür stellt man den Karton mit dem Boden (Ich meine natürlich die Seite, die am Ende als Boden dient!) auf eine der Platten und zeichnet die Grundfläche mit dem Markierstift entlang des Kartons nach. Die Grundplatte wird auch gleich mit dem Teppichmesser zugeschnitten. Dabei empfiehlt es sich, die Platte mit etwas mehr als 10mm Tiefe anzuritzen und danach zu brechen. Als zweite Platte schneidet man die Rückseite zu. Dafür wird der Karton auf  die Bodenplatte gestellt und die gesamte Rückseite auf die Jackodur-Platte übertragen. Die Platten müssen ja später miteinander verklebt sein. Auf diese Weise erspart man sich lästiges Messen. Auch die Rückseite wird sofort zugeschnitten. Es empfiehlt sich, alle zugeschnittenen Platten zu markieren, damit man sie später nicht vertauscht. Nachdem das erledigt ist, werden die beiden Seitenwände zugeschnitten. Dafür wird der Karton wieder auf die Bodenplatte gestellt und die Platte der Rückseite an die Rückseite des Kartons angelehnt und gegen eine Wand geschoben. So lassen sich die beiden Seitenwände bequem auf die Jackodur-Platte übertragen. Diese werden auch gleich zugeschnitten. Als letzte Platte wird die Deckenplatte aufgezeichnet. Und hierbei kommen zum ersten Mal die beiden vollen Getränkekästen ins Spiel. Mit ihnen klemmt man nämlich die beiden Seitenwände fest. Die Box bleibt hierbei in ihrer vorigen Position! Nun kann man auch die Deckenplatte übertragen und anschließend zuschneiden.

Jetzt geht es ans Verkleben, welches genau in der Reihenfolge geschieht, wie man die Platten zugeschnitten hat. Man zieht als erstes mit dem Zahnspachtel flächig Hartschaumkleber auf die Grundplatte und stellt den Karton darauf. Er wird mit den beiden vollen 11er Bierkästen von innen beschwert. Sie sollten jeweils ganz rechts und ganz links platziert werden, damit der Druck gut verteilt ist. Es ist sinnvoll, die beiden Kästen auf Jackodur-Reste zu stellen, um Abdrücke im Karton zu vermeiden.  Überquellender Kleber wird einfach abgestrichen. Nachdem auch die Rückseite mit Kleber vorbereitet wurde, wird diese aufgeklebt und die Box wieder gegen die Wand gedrückt. Die beiden 11er Bierkästen im Innern werden dabei möglichst fest gegen die Rückseite gedrückt. Um die beiden Seitenwände zu verkleben, werden diese wieder mit den Beiden Wasserkästen fixiert. Als letztes wird noch die Deckenplatte aufgeklebt. Sie wird mit einigen dicken, schweren Büchern beschwert, wobei man darauf achten sollte, dass diese nicht zu schwer sind, damit sich die Deckenplatte nicht durchbiegt. In diesem Zustand lässt man die Box mindestens drei Tage bei Zimmertemperatur stehen. Der Hartschaumkleber ist ein wasserbasierter Dispersionsklebstoff, der zwar eine hohe Anfangshaftkraft hat, aber sehr lange zum vollständigen Durchtrocknen braucht.

Nach frühestens drei Tagen schaut man nach der Laptopbox und genehmigt sich ein Bier aus einem der beiden 11er Bierkästen für die gute Arbeit bis jetzt. Danach geht´s aber weiter: Alle Getränkekästen werden wieder entfernt und auch die Bücher können wieder gelesen werden. Die Box sollte nun sehr stabil sein, da die Platten durch die Bauweise auch an den Kanten gut miteinander verklebt sind.

Laptopbox-stabil verklebte Kanten

Bild 2: Die stabil verklebten Kanten.

Als nächstes sticht man mit dem Nagel die im ersten Arbeitsgang aus dem Karton ausgeschnittenen Löcher an den Eckpunkten durch. So können sie, von außen gut sichtbar, mit dem Teppichmesser auch aus dem Jackodur ausgeschnitten werden.
LaptopboxNun wird der Deckel hergestellt. Dazu misst man die Innenmaße der Öffnung und addiert 3mm auf die Maße auf und zeichnet diese mithilfe einer Metallleiste oder Wasserwaage und des rechten Winkels auf eine verbliebene Jackodurplatte und schneidet diese aus. Das 50cm lange Gurtband wird nun in der Mitte durchgeschnitten und die Enden mit dem Feuerzeug angeflämmt, damit die Fasern verschmelzen und nicht ausfransen können. Mit dem Nagel sticht man an beiden Gurten etwa 1cm vom Ende entfernt ein Loch durch und steckt jeweils eine Holzschraube hinein. Anschließend werden diese rechts und links, etwa 2-3cm vom oberen Rand des Deckels in das Jackodur eingeschraubt.

Bild 3, oben: Hier sieht man die Deckelinnenseite mit den angeschraubten Gurten

Während einer Beobachtung kann man mit dem Deckel die Laptopbox lichtdicht verschließen und mit den Gurten sehr leicht öffnen. Die LaptopboxSchrauben befinden sich dabei auf der Innenseite, damit sie beim Öffnen nicht ausreißen können. Der Deckel sollte stramm sitzen, damit er nicht hinausfällt. Deshalb die 3mm hinzuaddieren.

Bild 4, rechts: Der eingesetzte Deckel.

Wer kennt es nicht? In einer klirrend kalten Winternacht benötigt man einen bestimmten Filter, der, wenn man ihn anfasst, sofort beschlägt. Und es kostet wertvolle Beobachtungszeit, bis der Beschlag wieder verschwunden ist.
Die Lösung: Eine Filterheizung mithilfe der warmen Abluft des Laptops! Dafür habe ich das folgende Einbauteil der Laptopbox entwickelt. Und es funktioniert hervorragend. Die beiden gelochten U-Winkel werden auf der Ober- und Unterseite mit jeweils vier M5er Schrauben und Muttern, sowie den Unterlegscheiben (jeweils oben und unten an einer Verschraubung) miteinander verbunden. Nun wird dieses rechteckige Bauteil direkt zwischen der linken Wand und der Abluftöffnung des Laptops platziert.

Laptopbox mit FilterheizungBild 5: Dieses Bild zeigt die fertige Filterheizung.

Die waagerecht ausgeblasene Abluft des Laptops wird von der Seitenwand nach oben geleitet, direkt von unten gegen die auf den gelochten Winkeln liegenden Filter. Die Filter sind somit immer einige wenige °C wärmer als die Umgebungstemperatur und ein Beschlagen findet nicht mehr statt. Eingeschraubt in das Okular, nimmt er innerhalb von Sekunden dessen Temperatur an und es gibt keine Beeinträchtigung des Bildes.

Bild 6: Die Filter sitzen direkt über der warmen Abluft des Laptops.Laptopbox - Die Filter sitzen direkt über der warmen Abluft des Laptops

Doch zurück zur eigentlichen Box. Die Spalten zwischen den Platten, die Aussparungen für die Kabel, und die Schnittkanten der Wellpappe auf der Vorderseite sollten auf jeden Fall mit einer flexiblen Spachtelmasse für den Außenbereich versiegelt werden, um ein Eindringen von Tauwasser zu verhindern. Feuchtigkeit innerhalb der Pappe führt zu Schimmelbildung! Kleiner Tipp: Mit der Spachtelmasse kann die Okularheizung dauerhaft fixiert werden.

Jetzt stehen die letzten Schritte an. Um eine ständige Temperaturüberwachung innerhalb der Laptopbox zu ermöglichen, ist es sinnvoll, mit einer Holzschraube ein ganz einfaches Thermometer von innen an die Rückwand zu schrauben, natürlich so, dass es nicht vom Bildschirm verdeckt wird.

Als letztes habe ich mir noch mit einem lösemittelfreien universal-Haushaltskleber ein Mousepad eingeklebt. lösemittelfrei ist wichtig, damit weder das Jackodur, noch das Mousepad durch Lösemittel angegriffen und deformiert wird. Ich finde es während der Beobachtung angenehmer, mit der Mouse zu arbeiten, als mit dem Sensorpad des Laptops. Gleiches gilt für mich beim Nummernblock. Aber das ist ja jedem selbst überlassen. Wer möchte, kann seine Laptopbox natürlich auch mit Vollton-Abtönfarbe auch farblich gestalten. Jetzt ist die Laptopbox endgültig fertig und man braucht sie nur noch auf einen Stehtisch o.ä. zu stellen, Laptop rein, ans Teleskop anschließen und los geht´s!

Die fertig zusammengebaute Box

Bild 7, oben: Jetzt kann es losgehen: Die fertig zusammengebaute Box

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Basteln und stets erfolgreiche Beobachtungsnächte!
Euer Sternfreund Daniel Bockshecker

Text und Fotos: (c) Daniel Bockshecker

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